Sonntag, 23. September 2012

Sonntag, 29. Juli 2012

Selbsterkenntnis

Der häufige Umgang mit vielen Menschen verhilft nicht immer zu einer guten Menschenkenntnis, denn dieser Kontakt ist meist emotionaler Natur und besteht aus einem Meinungsaustausch mit teilweise beglückenden Anregungen, aber auch mit kränkenden Enttäuschungen. Erst wenn es gelingt, sein Gegenüber in eine bestimmte Typologie einzuordnen, ist eine gerechte Beurteilung möglich. Wer sich von den vielen Möglichkeiten der Menschenkenntnis für die Astrologie entscheidet, wirft dadurch nicht die anderen Zugänge zum Nächsten über den Haufen, er hat im Gegenteil mit dieser Methode auch die üblichen Unterscheidungen in sanguinisch, cholerisch, phlegmatisch, melancholisch , in die leptosome, pyknische, asthenische und athletische Konstitution, in extro- und introvertiert, sowie in das Ernährungs-, Empfindungs- und Bewegungsnaturell im Gepäck. Alles jedoch differenzierter, ursächlicher und umfassender. - Jedes Verständnis fremder Menschen sollte unbedingt bei der eigenen Person ansetzen, daher muss auf dem Weg der astrologischen Menschenkunde der erste Schritt dahin gehen, sich seinen Aszendenten zu berechnen. Erst Sonnenzeichen und Aszendent ergeben eine Ganzheit, die genaue Kenntnis ihrer Eigenschaften genügt völlig. Astrologie wird in dem Moment gefährlich, in der man sie zur Schicksalsbestimmung missbraucht. Wer sich in die Sklaverei von Prognosen günstiger und widriger Zeitabschnitte begibt, gefährdet sein wichtigstes Gut, die menschliche Freiheit. So wenig unser Charakter von äußeren Zwängen verbogen werden darf, so wenig auch durch die Abhängigkeit von Zukunftsdeutern und anderen falschen Propheten. - Je mehr wir unser eigenes Ich an der astrologischen Menschenkunde messen, desto klarer wird unser Blick, desto sicherer unsere Einschätzung fremder Verhaltensweisen. Wenn uns der Beruf ständig mit den Problemen anderer Menschen konfrontiert, muss man deren Persönlichkeit umfassend kennen, um sie optimal beraten zu können. Diese Beratung erfasst auch die Ordnung der Lebensweise. Wenn wir mit den Augen der Astrologie sehen, wie förderlich oder hemmend uns selbst der Umgang mit ungewohnten Situationen, mit Speisen, Getränken, Kunstrichtungen und Urlaubsgegenden ist, können wir dieses Wissen auch auf unsere Patienten transponieren und gewinnen ein Verständnis für ihre Stärken und Schwächen, für heilende und krankmachende Lebensführung. - Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, der angeborene Charakter sei eine unwiderrufliche, lebenslange Prägung. Das Ziel jeder Erziehung durch Elternhaus, Kinderhort und Schule muss sogar unbedingt die bewusste Formung dieses Rohmaterials zu einem rücksichtsvollen Umgang mit den Mitmenschen sein. Das bezieht sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche. Auch der Erwachsene kann nicht erwarten, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden, wenn er sich ungefällig, mürrisch, grob und arrogant aufführt. Das großzügige Hinwegsetzen über einfache Anstandsregeln wie Höflichkeit, Pünktlichkeit und Dankbarkeit ist auch bei gebildeten Prominenten kein amüsanter Charakterzug, sondern unverschämte Ichsucht. - Dieser HP-Blog endet vorerst hier. Verschiedene Themen konnten der Übersichtlichkeit wegen nur angeschnitten werden oder blieben ausgespart. Doch werden ohnehin in den Fachblättern der Heilpraktiker fundamentale und aktuelle Probleme regelmäßig und objektiv thematisiert.
Ich eröffne zeitgleich einen neuen Blog über das esoterische Thema "Der jenseitige Mensch". Interessenten sind selbstverständlich zu Fragen, Entgegnungen und Kommentaren eingeladen.

Sonntag, 22. Juli 2012

Fische

Die Fische sind das labile Wasserzeichen. Der Krebs symbolisiert die Quelle, der Skorpion den Sumpf, der Fisch den See. Seine Regenten sind Jupiter, das Signum der Väterlichkeit, und Neptun, die Umwertung aller Werte innerhalb einer langen Zeitspanne.- Fische sind die geborenen Krankenpfleger und Krankenschwestern. Sie dienen gern, scheuen keine niederen Arbeiten, geben sich mit einer dürftigen Entlohnung zufrieden, zerfließen zwar oft vor Mitleid, münzen es aber in geduldige Hilfsbereitschaft um. Sie bleiben selten im erlernten Beruf. Der Grund ist nicht das Streben nach höherem Einkommen, sondern die Lust zur Veränderung und die Suche nach einer "fischegemäßen" Umgebung : sie wollen an ihrem Arbeitsplatz geschätzt, zumindest akzeptiert werden und leiden unter Gleichgültigkeit und Mobbing. Bevor sie sich auf fruchtlose Debatten einlassen, kündigen sie. Abschiednehmen fällt ihnen ohnehin leicht, meist genießen sie es sogar, sich von einer gewohnten Umgebung, von Freunden und Partnerschaften zu trennen; sie haben ein Gespür dafür, wann es Zeit wird, zu neuen Ufern aufzubrechen. Diesen komplikationslosen Übergang in ein neues Umfeld erleichtert ihnen ihr gutes Gedächtnis und ihre rasche Auffassungsgabe. Weniger ausgeprägt ist ihre Menschenkenntnis, es gibt keinen intellektuellen oder spirituellen Hochstapler, auf den sie in ihrer Gutgläubigkeit nicht hereinfallen würden. Fische sind lebenslang in wechselnde Idole verliebt, meist hoffnungslos, doch sie leiden nicht darunter. Die / der ferne Geliebte, idealistisch verklärt, ist ihm / ihr lieber als eine räumliche Nähe mit ihrem Allzumenschlichen. Hat er / sie dennoch den richtigen Partner gefunden, ist er / sie zwar
wegen des weltfremden Umgangs mit finanziellen Problemen nicht immer pflegeleicht, aber anpassungsfähig und rücksichtsvoll. Fische sind die typischen Auswanderer. Sie werden in der Fremde zwar lebenslang von Heimweh geplagt, doch empfinden sie das nicht schlimmer als das einstige Fernweh. Wenn sie sich ohne ersichtlichen Grund aus einem Verein oder einer gemütlichen Runde zurückziehen, bedeutet es nur ein vorübergehendes Abtauchen, sie lieben Menschen und fühlen sich trotz ihres eigenbrötlerischen Wesens in Gesellschaft immer wohl. Dagegen gibt es eine Atmosphäre, die alle echten Fische wie die Pest meiden, nämlich ein nüchternes Büro mit Aktenordnern und eine Tätigkeit, die mit dem Ausfüllen von Formularen und der Auswertung von Statistiken zu tun hat. Auch flüchten sie vor dem Rampenlicht und fühlen sich in der Anonymität am wohlsten. Sie brauchen diese Verborgenheit, das Verstecken hinter einem Pseudonym, die Maskierung, um nicht zuviel von sich preiszugeben. - Dem Tierkreiszeichen Fische unterstehen die Füße, das Lymphsystem und analog den beiden anderen Wassertypen Magen und Darm. Seine Krankheitsdispositionen sind alle Fehlstellungen der Füße, Infektionen, Vergiftungen und Lähmungen. In der Sprechstunde muss sein Heilpraktiker einkalkulieren, dass Fische häufig "Schluckspechte" sind. Sie schätzen alkoholische Getränke vom Bier bis zum Obstler und vom Wein bis zum Kräuterlikör, aber auf der anderen Seite auch Wachmacher wie Kaffee und Tee. Gute Ermahnungen nützen wenig, denn der Fisch hält zwar in der Theorie viel von guten Vorsätzen, aber im täglichen Leben ist er ein Meister der leeren Versprechungen und gebrochenen Schwüre. So muss der Behandler wenigstens seine Leber funktionstüchtig erhalten. Der blauäugige Lymphatiker Fisch erkältet sich leicht in der feuchten Kühle seiner Lieblingswege : Uferpromenaden, Pfade entlang eines Flusses oder im Watt der Nordsee. Er bräuchte den ganzen Herbst und Winter über eine Grippevorbeugung, sein untersäuerter Magen verlangt nach Bittermitteln. - Das Sternzeichen Jungfrau ist das völlige Gegenteil der Fische. Jungfrau steht für wissenschaftliche Erforschung und Formung der messbaren und wägbaren Diesseitswelt. Die Fische ahnen, dass es in diesem irdischen Leben nur eine einzige wichtige Frage gibt: "Was geschieht mit mir nach dem Tod?" Sie meinen damit nicht den Kult oder die Zerfledderung, die einst mit ihrer Leiche getrieben werden, sondern das Auferstehen ihrer Geistseele aus dem abgelebten Leib.

Sonntag, 15. Juli 2012

Wassermann

Der Wassermann ist das statische Luftzeichen. Waage repräsentiert Harmonie, Zwilling Phantasie, der Wassermann Utopie. Seine zwei Regenten sind Saturn: Schicksalsbewältigung, Uranus: Umsturz aller bestehenden Werte und Neubeginn. - Der Wassermann ist eine Künstlernatur mit einer Spannweite von unschuldiger Naivität bis zu völlig durchgeknallt. Sein Leitwort heißt "Freiheit", und damit ist totale Freiheit ohne jegliches Tabu gemeint. Die Kunst, die er / sie produziert ist "modern art", wie wir sie von Ausstellungen, dem Konzertsaal, dem Theater, der Architektur und aus Romanen her kennen: Provokation durch Nacktheit, grelle Farbkleckse, Verfremdung traditioneller Formen, übersteuerte Lautstärke und respektlose Verballhornung. - Der Wassermann sieht sich in erster Linie als Reformer. Er will die Welt durch umstürzlerische Erfindungen aus den Angeln heben und unterzieht alle Dinge des täglichen Lebens von Ernährung und Kleidung bis zu den Arten des menschlichen Zusammenlebens seiner Skepsis. Dem angeblich Langweilig-Unzeitgemäßen stellt er seine eigene Betrachtungsweise als verbindliche Lebensregel entgegen. Obwohl Wassermänner eine feste Bindung an Mitmenschen außerhalb der eigenen Familie vermeiden, sind sie doch immer von einem großen Freundeskreis und von vielen Spielkameraden umgeben. Einerseits amüsiert man sich über ihre respektlose Karikierung spießiger Biederkeit, andererseits weiß man aber auch, dass sie für einen notleidenden Bekannten ihr letztes Hemd opfern. Ihre zarte Zerbrechlichkeit und ihre Minderwertigkeitsgefühle kompensieren sie durch Tüchtigkeit und ein einfallsreiches Ausschmücken der eigenen Verdienste. Sie sind zukunftsorientierte Menschen, das Vergangene ist endgültig abgehakt. - Der Wassermann braucht eine religiöse Verankerung. Die sieht aber ebenso bizarr aus wie seine sonstige Lebensweise. Es ist meist eine abenteuerliche Mixtur aus Elementen keltischer Naturreligionen, des Buddhismus und Hinduismus, mit besonderer Vorliebe zum Schamanentum. Engel spielen dabei als transzendente Bezugspersonen eine große Rolle. Nicht nur die Menschen, auch Bäume, Blumen, Gemüsesorten und Tiere besitzen Schutzengel, mit denen man sprechen kann. Engelwesen beraten medial in allen Lebenslagen den Wassermann, vor allem den weiblichen; sie sind ebenso freizügig und grenzenlos tolerant wie ihre Schutzbefohlenen. - Wassermannorgane: Zentralnervensystem, Unterschenkel und Wadenmuskulatur. Krankheitsneigungen: Hernien und Knochenbrüche, zentralnervöse Beschwerden, Spasmen, Koliken, Venenleiden. - Als Patienten ähneln sie oft Sektenpredigern und möchten den Heilpraktiker von ihrem je nach Tageskondition wechselnden Credo überzeugen. Aber abgesehen davon stehen sie uns näher als blanke Materialisten; sie glauben wenigstens an die Existenz einer Seele und an ein irgendwie geartetes Weiterleben nach dem Tod. - Meistens kommt er / sie schon mit einem reichhaltigen Arzneischatz aus Apotheke, Reformhaus, Bioladen und Drogeriemarkt in die Sprechstunde, er / sie gibt viel auf Empfehlungen von Freunden und Bekannten. Diese Polypragmasie aus Knoblauch, Himalayasalz, Vitamintabletten, Bachblüten und chinesischen Pilzextrakten sollte erst mal eingegrenzt und durch ein paar gezielte Arzneien ersetzt werden. Der körperlichen und seelischen Spasmophilie der Wassermänner ist durch manuelle Therapien gut beizukommen, bevorzugt mit der Fußreflexzonenmassage, die dem Patienten zudem Zeit gibt, sich während der Behandlung über seine Probleme auszusprechen. Das Aussprechen ist auch im Privatleben für diese Tierkreistypen hilfreicher, als wenn sie sich alleingelassen in abwegige Meditationstechniken verrennen. - Der astrologische Gegensatz zum Wassermann ist der Löwe. Raubtier trifft auf wehrlosen Menschen, leidenschaftliche Macht auf ätherische Geistigkeit, klare Ordnung auf geniales Chaos.

Sonntag, 1. Juli 2012

Steinbock

Der Steinbock ist das kardinale Erdzeichen. Der Stier arbeitet für ein sinnenfrohes Dasein, die Jungfrau für ihre moralische Vervollkommnung, der Steinbock, um durch Macht frei zu werden. Sein Planet ist Saturn, der Überwinder von Zeit und Materie. - Der Steinbock ist ein Extremkletterer, ohne Rücksicht auf widrige Verhältnisse erklimmt er steile Gipfel, um seine Kräfte zu messen. Er steckt sich ein hohes Ziel und kämpft mit gelassener Entschlossenheit um die Verwirklichung. Er ist nicht der geborene Teamworker, sondern eher der Einzelgänger, der mit jeder Schwierigkeit ohne fremde Hilfe zurechtkommen will. Widerstände und Steinbrocken, die ihm den Weg versperren, zwingen ihn nicht zum Aufgeben, sondern stacheln ihn dazu an, seine Reserven zu mobilisieren. Er ist der Rechtsanwalt der scheinbar aussichtslosen Fälle. Je drückender die Beweislast, desto beharrlicher klopft er Anklage und Zeugenaussagen nach Widersprüchen. Ungenauigkeiten und juristischen Formfehlern ab. Trotzdem ist er kein Rechtsverdreher und Winkeladvokat, es geht ihm schlicht um die Wahrheit, nicht um Wahrscheinlichkeiten. Er legt wenig Wert auf Äußerliches, seine Wohnung ist karg und funktional, ohne schmückende Kinkerlitzchen. Für Beruf und Hobby schätzt er einen festen Tagesplan, den er eisern durchhält. Er dehnt seine Planungen auch auf die entfernte Zukunft aus und steckt sich rechtzeitig die Ziele ab, die er in einem längeren Zeitabschnitt erreichen will. Zum Ausgleich braucht er nicht viel Urlaub, um die Seele baumeln zu lassen. Muße ist für ihn Vergeudung, die nur dann einen Sinn bekommt, wenn sie mit asketischen Aufgaben gefüllt ist. - Eigenschaften des Steinbocks sind Verlässlichkeit, Verantwortungsgefühl und Aufrichtigkeit, er respektiert hierarchische Kategorien und die vorgegebene Rangordnung Vorgesetzte, Untergebene, Gleichberechtigte. Allerdings kann sein dogmatisches Ordnungsdenken zu einer Missachtung der Individualität anderer Menschen führen. Gefahr für ihn besteht auch darin, dass seine Bedachtsamkeit in Kontrollzwang, sein Durchhaltevermögen in Starrheit und seine Ernsthaftigkeit in Verbissenheit umschlägt. - Steinbockorgane sind Knochen und Gelenke, vor allem das Kniegelenk, außerdem die Haut. Seine Krankheiten umfassen Arthritis, Arthrose, Steinleiden und Ekzeme. Als Patient ist er diszipliniert mit leichter Tendenz zu Hypochondrie. Da er sich in seinem Ehrgeiz gern überfordert, sollte ihm sein Therapeut dezent vom New York-Marathon und von der Eigernordwand abraten. Allen Gelenkleiden ist naturheilkundlich gut vorzubeugen, auch im chronischen Stadium lassen sie sich erfolgreich und nebenwirkungsfrei therapieren, wenn der Patient zu einer längeren und breitgefächerten Behandlung bereit ist. Zusammensetzen kann sich diese aus phytotherapeutischen Spezialitäten, aus Komplexen der Homöopathie und der Schüsslersalze, kombiniert mit homöopathischen Injektionen oder mit Akupunktur / Reflexzonenbehandlung / Schröpfmassagen / Hochfrequenz - Widerpart des Steinbocks ist der wandlungsfähige Krebs. Er stellt der Nüchternheit des Erdzeichens seine rege Phantasie, seiner Arbeitswut die Liebe zur Muße, seiner vornehmen Zurückhaltung die Sinnenhaftigkeit des Wasserzeichens entgegen.

Sonntag, 24. Juni 2012

Schütze

Der Schütze ist das dritte der drei Feuerzeichen. Widder bedeutet die Urexplosion, Löwe das gebändigte Feuer, Schütze die richtungweisende Fackel. Er wird regiert von Jupiter, dem Symbol der Ordnung, Güte und Weisheit. Der Schütze ist ein ehrlicher Kaufmann, geschickt im Knüpfen von Verbindungen, weitgehend geachtet, gern der Mittelpunkt jeder Gesellschaft. Seine Lieferanten räumen ihm aus Sympathie günstige Konditionen ein, seine Kunden schätzen seine Fachkenntnis und seine joviale Art. Dennoch ist ein Schütze in seinem Brotberuf selten glücklich, er fühlt sich unterfordert und zu Höherem berufen, möglichst auf ethisch-religiösem Gebiet. Mehr als jedes andere Zeichen belastet ihn mechanisches Einerlei, Monoton-Stereotypes, das mit jeder Pflichterfüllung verbunden ist. Er ist Idealist und will sich nicht mit Kleinkram befassen, nur wenn er einen höheren Sinn in einer Aufgabe erkennt, kann er sie mit voller Kraft ausüben. Allerdings findet er diesen "höheren Sinn" oft in fragwürdigen, zeitgemäßen Ideologien und verzichtet dafür auf das eigene Nachdenken. Er ist humorvoll und behandelt seine Angestellten gerecht, will das aber von seiner Umgebung gebührend anerkannt sehen. Die Partnerfindung gestaltet sich schwierig. Auf der einen Seite opfert er nicht gern seine Ungebundenheit, auf der anderen Seite sucht er / sie lebenslang die Richtige / den Richtigen. Er liebt Tiere und körperliche Herausforderungen, seine bevorzugten Sportarten sind Reiten und Tennis, er sitzt gern "hoch zu Ross" und kann sich auf dem Tennisplatz vorteilhaft darstellen. Gefahr besteht allerdings für ihn, dass sein optimistisches Selbstvertrauen in prahlerische Selbstüberschätzung und seine Großzügigkeit in egoistische Großspurigkeit umschlägt. - Schützeorgane sind Leber, Hüfte und Oberschenkel. Er neigt zu Übergewicht, Fettleber und gutartigen Tumoren. Auch wenn sich der Therapeut nicht von diesen vagen, potentiellen Anlagen beeinflussen lassen sollte, schadet es nicht, in der Iris auf die Leberzone und auf Entrundungen der Pupille im Becken-Hüftbereich zu achten. Der Schütze spielt lieber Arzt als Patient, für den Arztberuf würde er eine Menge ethischer und intellektueller Voraussetzungen mitbringen. Als Patient ist er sehr direkt in seiner Meinungsäußerung über Methoden und Persönlichkeit seines Heilpraktikers. Das ist nicht beleidigend gemeint, sondern soll nur zeigen, dass er einen Über- und Durchblick besitzt. Sein astrologischer Gegenspieler ist der Zwilling. Dessen vielseitigem, aber oberflächlichem Wissensdurst setzt er seine Tiefgründigkeit, dessen Freigeistigkeit seine ethische Verankerung entgegen. Beide reisen gern, der Zwilling zu seinem Vergnügen, der Schütze um neue Menschen, Städte, Kunstwerke und Weltanschauungen kennenzulernen.

Sonntag, 17. Juni 2012

Skorpion

Der Skorpion gehört wie Krebs und Fisch zu den wässerigen Zeichen. Den Krebs symbolisiert der Fluss, den Fisch das Meer, den Skorpion der Tsunami. Er besitzt zwei Regenten, den Kriegsherren Mars und Pluto, den Herrscher der Unterwelt. Für dieses Wasserzeichen ist nicht mehr die belebende Fließkraft der Quelle, die unergründliche Tiefe des Meeres, sondern die rotglühende Lava eines Vulkans typisch. - Der Skorpion macht es seiner Umgebung nicht leicht. Seine provokante Art, dem Gesprächspartner seine kritische Meinung unverblümt ins Gesicht zu sagen, schafft ihm oft Feinde, doch fühlt er sich zu dieser Offenheit aus erzieherischen Gründen verpflichtet. Er ist ein guter Beobachter mit kriminalistischem Spürsinn, geht jedem Problem auf den Grund und gibt sich erst mit einer hieb- und stichfesten Lösung zufrieden. Obwohl Erotik bei ihm eine große Rolle spielt, fühlt er sich im Alleinsein nicht einsam, er kennt auch keine Platzangst in engen, dunklen Räumen. Geschlossene Fenster und Sonnenabschirmung sind für das unermüdliche Arbeitstier Skorpion typisch. Trotz seiner Kampfbereitschaft sucht er keinen Streit, greift man ihn aber mutwillig an, ist er ein unerbittlicher Gegner. Mit der Unterwelt kommt er gut zurecht, er hat weder Angst vor dem Pöbel der Straße noch vor mitternächtlichem Spuk. Charismatische Menschen und revolutionäre Ideen entflammen ihn zu höchster Begeisterung, enttäuscht ihn aber sein Idol, kann er sich schlagartig umstellen und das Objekt seiner Verehrung bis aufs Blut bekämpfen. Eine Partnerschaft mit ihm ist bei seiner Undurchsichtigkeit nicht einfach, er erfasst spontan den Charakter seines Gegenüber und unterteilt in sympathisch, unsympathisch und uninteressant. Einem Freund hält er unverbrüchlich die Treue und verzichtet hier sogar ausnahmsweise auf seinen sonstigen Grundsatz, Beleidigungen nie zu verzeihen und beharrlich auf eine Gelegenheit zur Vergeltung zu warten. - Die Skorpionorgane sind die Genital- und Ausscheidungsorgane. Skorpionkrankheiten sind die vielfältigen Leiden dieser Schwachstellen, vorwiegend infektiöser und allergischer Natur, sowie Entgiftungsdysfunktion. - Zu einem mustergültigen Patienten fehlen ihm die Voraussetzungen Vertrauen, Offenheit und Gehorsam. Dazu kommt noch, dass ihm der Behandler / die Behandlerin vom ersten Augenblick an sympathisch sein muss. Seine Besserwisserei gründet auf der eigenen gründlichen Kenntnis seiner Befindlichkeit und dem Instinkt für subjektiv geeignete Methoden. Versteht er sich mit dem Therapeuten, bleibt er ihm verbunden, wird aber zeitlebens ein "Notfallpatient" sein, für den ein Praxisbesuch buchstäblich die ultissima ratio darstellt. - Sein astrologischer Gegenspieler ist der Stier. den das Schicksal durch ein zufriedenes Wohlbehagen von der grüblerischen Selbstquälerei und dem unerfüllbaren Perfektionismus eines Skorpions verschont. Beide finden kein Verständnis füreinander. Für den Skorpion ist der Stier ein unverbesserlicher Spießbürger, der es sich im Staatsgefängnis der Gesetze, Vorschriften und Konventionen gemütlich eingerichtet hat, für den Stier ist der nach den tiefsten Ursachen jeder Heuchelei bohrende Skorpion ein fanatischer Brandstifter.

Sonntag, 3. Juni 2012

Waage

Die Waage zählt wie Zwilling und Wassermann zu den luftigen Zeichen. Der Zwilling ist der charmante Plauderer, der Wassermann der exzentrische Elektronik-Freak, die Waage die Schönheit. Regiert wird sie von Venus, dem Symbol der Liebe, Kunst und Ästhetik. Die Waage strebt lebenslang danach, das Gewicht ihrer beiden Waagschalen auszugleichen. Das ist jedoch schwierig, denn es bedeutet, die Harmonie mit der Umwelt und den eigenen Charaktereigenschaften ohne Temperamentsausbrüche wie Kampf, Streit und Dramatik herzustellen. - Vor allem die Waagefrauen sind von großer Anziehungskraft, erfrischender Anmut und natürlicher Grazie. Sie sind gesellig und verzeihen leicht, verstecken ihre Zuneigung aber meist hinter einer unterkühlten Distanziertheit. Waagen sind die geborenen Friedensrichter, sie setzen sich für tolerante Liberalität ein und drängen bei Auseinandersetzungen in der eigenen Familie und im Freundeskreis auf rasche Versöhnung. Sie legen Wert auf Schmuck und Statussymbole wie Edelkarossen, Qualitätsuhren und teure Brillen. Obwohl sie keine häuslichen Typen sind, leisten sie sich geschmackvoll eingerichtete Wohnungen. Sie kommen mit dem Alleinsein nicht zurecht und suchen lieber den Auftritt in der Öffentlichkeit, um Bewunderung für ihre elegante Erscheinung und ihre möglichst ebenfalls ansehnliche Begleitung zu erregen. Kosmetik und Optimierung des äußeren Erscheinungsbildes haben immer Vorrang, auch für den Waagemann muss beim Outfit alles farblich und im Design zusammenpassen. Wichtig ist Waagemenschen die "öffentliche Meinung", sie nehmen sie gern als Richtschnur ihrer Lebensweise und opfern ihr bereitwillig die eigene Einstellung zu den Dingen. - Die Waage-Organe des "astrologischen Menschen" sind vor allem die Nieren, der inkretorische Anteil des Pankreas und die Venen. Er neigt zu Nieren-Blasenentzündungen, Diabetes, Phlebitis und Meniere. Als Patient ist er entscheidungsschwach. Auf der einen Seite verzärtelt er seinen Körper, auf der anderen Seite entschließt er sich auch in bedrohlichen Situationen nicht zu einer konsequenten Therapie, die gerade für seine zur Chronizität neigenden Krankheits-Dispositionen wichtig wäre. Zur Unentschlossenheit kommt eine Vorliebe für elitäre Behandlungsformen, die in den Medien im modischen Wechsel besonders angesagt sind. Dabei versteift sie / er sich oft auf Methoden, die weder ihrer / seiner Krankheit noch ihrem / seinem Naturell entsprechen. - Opponent der luftigen Waage ist der feurige Widder. Er geht im Gegensatz zur Waage keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, ist rasch in seinen Entschlüssen und legt wenig Wert auf Äußerlichkeiten. Ähnlich sind sich beide Zeichen darin, dass sie keinen Weg zu Ende gehen. Der Widder gibt sich damit zufrieden, einen ausbaufähigen Anfang zu setzen. Die Waage schätzt den Wechsel, sie verliert bald das Interesse an einem angepeilten Ziel und wendet sich lieber neuen Abenteuern zu.

Sonntag, 27. Mai 2012

Jungfrau

Die Jungfrau gehört wie Stier und Steinbock zu den Erdzeichen. Der Stier repräsentiert die Materie, der Steinbock die Beherrschung, die Jungfrau die Durchgeistigung der Materie. Regiert wird die Jungfrau von Merkur, dem Symbol der Kommunikation und Intelligenz. Die Kinder des Zeichens Jungfrau sind oft Haarspalter und Erbsenzähler, sie schwören auf Statistiken und wissenschaftliche Beweise und geben sich mit einer vordergründigen, völlig dem Diesseits zugewandten Weltordnung zufrieden. Ihr Glaubensbekenntnis könnte lauten: "Der Homo sapiens als Abkömmling der Primaten hat sich zu einem exzellenten Verstandestier emporentwickelt. Sein aufrechter Gang, sein voluminöses Gehirn und seine Sprechfähigkeit verpflichten ihn zwar zu einer deutlichen Abgrenzung von seinen animalischen Vorfahren, doch bleibt er lebenslang und auch im Sterben den Gesetzen der Tierwelt unterworfen. Seine Ethik muss eine Ethik des humanen Zusammenlebens, keine Verantwortung vor einer höheren überirdischen Macht sein." Die Zielrichtung des Jungfrautypen liegt daher in einem unaufhörlichen technischen Fortschritt, dem maximalen Ausbau der Welt, der Aneignung millimetergenauen Detailwissens und im reibungslosen Funktionieren des Staatsapparates. Da es für ihn außerhalb der sichtbaren Phänomene keine Transzendenz gibt, versucht er sich mit der Welt so gut wie möglich zu arrangieren. Er erforscht sie in allen Höhen und Tiefen, sorgt für Ordnung und saubere Umweltbedingungen, selbst im Genuss bleibt er nüchtern und diszipliniert. - Beim "astrologischen Menschen" untersteht ihm der Darm, vor allem der Dünndarm, der exkretorische Teil des Pankreas, die Absorption und Assimilation der Nahrung. - Die Jungfraugeborenen finden in der Schulmedizin ihr Ideal. Die exakte Nomenklatur der Anatomie, die einleuchtenden Definitionen der physiologischen Vorgänge und die ausgeklügelte Treffsicherheit der synthetischen Arzneikreationen entsprechen wohltuend der Präzision ihres Denkens. Wenn sie sich zu einem Heilpraktiker verirren, haben sie dabei ein schlechtes Gewissen und fühlen sich als Verräter ihres allopathischen Hausarztes. Als Patienten wollen sie alles ganz genau wissen, welcher Darmabschnitt entzündlich, divertikulös oder polypös befallen ist, wie und wo jeder Bestandteil der verordneten Arznei seine Wirkung entfaltet, ob die Medikamente besser fünf Minuten vor oder zehn Minuten nach der Mahlzeit und in welcher Reihenfolge einzunehmen sind. - In schroffem Gegensatz zur Jungfrau steht sein astrologischer Opponent, der Fisch. Fische lieben das Dämmerige, Unbestimmt - Mystische, das sich weitgehend der Ratio entzieht. Sie interessieren sich ausgerechnet für das sowohl paradiesisch strahlende, wie auch düster gefängnisartige oder zu ewiger Verdammnis verurteilte Land jenseits der Todesschwelle, das für die von der Endgültigkeit des Grabes überzeugten Jungfrauen immer ein überflüssiger schwarzer Fleck bleiben wird.

Sonntag, 20. Mai 2012

Löwe

Der Löwe untersteht wie Widder und Schütze dem Feuerelement. Der Widder ist der Feldmarschall, der Schütze der Großwesir, der Löwe aber der König. Sein Symbol ist die Sonne, der Mittelpunkt, das Licht, die Erleuchtung. Auch der Löwetyp steht im Mittelpunkt, immer von einem Hofstaat umgeben. Er ist der Mann / die Frau für die Chefetage, für das Präsidium. Er steuert von vornherein den Vorsitz an und baut systematisch seine Karriere auf. Dazu gehören vor allem Ellbogen, aber auch überzeugende Kompetenz, Organisationstalent und die Kunst der Menschenführung. Eigentlich bräuchten sich die Löwen gar nicht anzustrengen, die Macht fliegt ihnen von selbst zu. Wenn ein Vorstandsposten zu besetzen ist, ein Vereinsvorsitzender oder Abteilungsleiter gesucht wird, denkt man sofort an ihn. Er kann das, man traut ihm Führungsqualitäten, Durchhaltevermögen und zähe Verhandlungstaktik zu. Außerdem macht er / sie im Chefsessel eine gute Figur, ist selbstsicher, wortgewandt und verbindlich. - Selbstverständlich kommen aus allen Tierkreiszeichen Spitzenkräfte, doch unterscheiden sie sich in wesentlichen Punkten. Bei den Erdzeichen wird alles wie bisher weiterlaufen, dafür quellen die Luftzeichen über von Reformvorschlägen, die zwar undurchführbar sind, sich aber schön anhören. Die wässerigen Charaktere scheuen in ihrer Schüchternheit den Präsentierteller, sie bleiben lieber im zweiten Glied. Drängt man ihnen einen Vorsitz auf, erfüllen sie gewissenhaft und zuverlässig die Erwartungen, leiden aber bei jedem Auftritt unter unstillbarem Lampenfieber. Nur die Feuertypen haben den Dreh heraus. Sie brauchen keine Anlaufzeit, um Erfahrungen zu sammeln, sie steuern ihr Ziel an und haben dafür ein fertiges Programm, dulden dann aber weder Kritik noch Zweifel an ihren markanten Vorgaben. Der Löwe bewegt sich immer auf dem schmalen Grat zwischen Selbstsicherheit und Prahlerei, zwischen Qualitätsbewusstsein und Prunksucht, zwischen natürlicher Autorität und Dominanzgehabe. - Beim "astrologischen Menschen" ist der Löwe für das Herz, die Milz, die Augen und die Lendenwirbelsäule zuständig. Er kommt mit hypertonen Herz-Kreislaufstörungen, mit Lumbago und manchmal auch mit anämischem Blutbild in die Praxis. Er schont sich auf keinem Gebiet und überzieht gern seine körperlichen Reserven. Er wird selten beim Heilpraktiker aufkreuzen, es sei denn, der Heilpraktiker ist eine vielgerühmte Koryphäe. Sonst ist der Löwe mehr in den Privatpraxen von Chefärzten anzutreffen, die einen Soforttermin mit ihm vereinbaren und ihm das Gefühl vermitteln, er sei ihr einziger wichtiger Patient. Hat er sich aber einmal für die Naturheilkunde begeistert, bleibt er ihr treu, denn nirgends sonst bekommt er ein derart für ihn maßgeschneidertes Rezept und die Harmonisierung seiner überschäumenden Lebensweise. - Den größtmöglichen Gegensatz zum Löwen bildet der Wassermann, der engelzarte Wohltäter, der selbstlose Freund aller leidenden Kreatur. Wenn er die Umwelt retten will, geht er es geduldig und gelassen an, mobilisiert seinen großen Freundeskreis, bekämpft seine Minderwertigkeitsgefühle und setzt auf Ehrlichkeit und geistige Durchschaubarkeit. Er strebt nicht nach Macht, sondern nach Weisheit und Frieden. Im Gegensatz dazu würde sich der Löwe nicht durch Emotionen beeinflussen lassen. Wenn er tatsächlich seine Aufgabe in der Rettung der Welt sieht, geht er ohne langes Fackeln an das Problem heran. Er sucht sich tüchtige Fachleute als Mitarbeiter und baut damit eine breitgefächerte Organisation auf. Hat er sein Ziel erreicht, erlässt er vor allem Gesetze, die seine eigene Machtposition für unbegrenzte Zeit sichern.

Sonntag, 13. Mai 2012

Krebs

Der Krebs untersteht wie Skorpion und Fische dem Wasserelement. Er ist der Quelle zu vergleichen, der Skorpion einem Eiskristall, die Fische dem Nebel. Sein Regent ist der Mond, das Symbol des Wechselhaften, des Zunehmens, Abnehmens, der Fülle und der Leere. Der Krebs ist der blauäugige, mollige Romantiker. Sein Garten ist seine Welt, die Ordnung der Beete, die sinnvolle Aufteilung in Nutz- und Zierpflanzen, die Freude am Blühen und Gedeihen. Was ihn aber aus dem Konzept bringt, sind Zeiten der Dürre, hartnäckiges Ungeziefer, Hagel, der seine Rosen zerfetzt und Dauerregen, der ihm die Tomaten verfault. Er ist mehr als jedes andere Zeichen ein Stimmungsmensch, normalerweise gutgelaunt, gesprächig, an Kunst, Politik und Finanzwesen interessiert. Doch ein kleiner Schicksalsdämpfer genügt schon, dass er sich in sein Inneres verkriecht, alle Kontakte vernachlässigt und lustlos-mechanisch seine Pflichten erfüllt. Gutes Zureden verschlimmert die Situation, nur die Zeit heilt die Wunden, auf jede Ebbe folgt eine Flut, auf jede Depression eine Periode der Euphorie. Der Krebs ist selbstbewusst, er drängt sich zwar nicht nach Ruhm und Ehren, doch will er für seinen Fleiß und seine Tüchtigkeit Anerkennung. Er leidet unter Missachtung und verliert dadurch jede Motivation für ein soziales Engagement. Bei aller Vorliebe an Reisen ist ihm ein zuverlässiges Refugium lebensnotwendig. Das kann die Wohnung oder das eigene Haus, die Familie mit Kindern und Haustieren, ein Freundeskreis oder ein kunstsinniger Verein sein, jedenfalls ein Rückzugsort der Geborgenheit. - Dem Lymphatiker Krebs unterstehen Magen, Zwerchfell, die Brustmuskeln, bei Frauen Ovarien und Uterus, bei Männern die Testes, er ist erkältungsanfällig und neigt zu Ödemen. Sein empfindlichstes Organ Magen tendiert zu Entzündungen und Säurestörungen. Meist ist die Umwelt an seinem Magengeschwür schuld, wenn sie ihm einen Rhythmus und eine Lebensweise aufzwingt, die seiner eigenen Wesensart widersprechen. Gerade für ihn ist die langfristige Bindung an einen Heilpraktiker / an eine Heilpraktikerin sehr wichtig. Vor allem die Krebsfrau braucht in kranken und auch in relativ gesunden Tagen die Möglichkeit, sich mitteilen zu können und verstanden zu werden. Sie ist in der Weltschmerz-Phase keine leichte Patientin, wenn sie sich von ihrer mürrischen, launischen und fatalistischen Seite zeigt, doch gerade hier benötigt sie einen ausgleichenden und Heil praktizierenden Ansprechpartner, den sie im familiären Umfeld und auch bei einer ausschließlichen Psychotherapie nicht findet. - Zum Krebs in Opposition steht der Steinbock, diszipliniert, ordnungsliebend, der Mensch klarer Entschlüsse und ihrer beharrlichen Durchführung. Er konzentriert sich auf das Wesentliche und hat wenig Sinn für das Spielerisch-Künstlerische. Eine Ehe zwischen einer Krebsfrau und einem Steinbockmann kann ganz gut funktionieren, umgekehrt wird es problematisch.

Sonntag, 6. Mai 2012

Zwillinge

Die Zwillinge gehören wie Waage und Wassermann zu den Luftzeichen. Die Waage verbindet das Ego mit der Umwelt, der Wassermann bewahrt ein kollektives Gedächtnis, aus dem plötzliche Erleuchtungen strömen, die Zwillinge schaffen lockere Kontakte des Austauschs. Merkur ist der herrschende Planet, der Patron der Vermittlung, Bewegung, Intelligenz, des Handels und der Literatur.- Der Zwilling kann gleichzeitig viele Eindrücke aufnehmen, beachtet aber kaum Einzelheiten und vertieft daher selten diese Eindrücke. Er ist aufs Praktische angelegt und passt sich seiner Umgebung an, trifft spontane Entscheidungen, stößt sie aber ebenso schnell wieder um. Als Bewegungs-Empfindungstyp reist er gern und plaudert über seine Erlebnisse amüsant. Er ist lernbegierig und kann seine Erkenntnisse überzeugend den Zuhörern übermitteln. Ein typischer Journalist ist ein typischer Zwilling, vielseitig interessiert, scharfzüngig, von Zeitdruck gehetzt, oberflächlich und bei Bedarf indiskret. Sein Frohsinn schafft ihm überall Kontakte, die aber seine unstete Art nie lange aufrecht erhält. Dem Spielerischen seiner Natur stehen innere Unruhe, Selbstzweifel gegenüber und vor allem die Furcht vor Langeweile durch stereotype Arbeit und das Eingesperrtsein in Konventionen. - Dem Zwilling zugeordnet sind Luftröhre, Bronchien, Lunge, Schultern, Arme und Hände. Hier liegen die Dispositionen seiner bevorzugten Krankheiten, zu deren Behandlung die Naturheilkunde mit einer Fülle gezielt wirkender Mittel gut gerüstet ist. Vor allem ist für ihn das richtige, tiefe und unverkrampfte Atmen wichtig. Je lockerer ihm diese Therapie gelehrt wird, ohne den Zwang zu einer komplizierten Technik, desto eher wird er sich diese Atemkultur aneignen und als Bestandteil seines Alltags integrieren. Der Zwillingspatient nervt häufig den termingebundenen Heilpraktiker durch seine notorische Unpünktlichkeit. Auch ist er ein "Praxiswanderer", er liebt den immer wieder aufregenden Kick, verschiedene Diagnose- und Therapieformen am eigenen Leib zu erproben. An der Heilung ist er nur zweitrangig interessiert, er nimmt zwar halbherzig die verordneten Medikamente ein, wendet sich dann aber lieber einem neuen Therapeuten zu, von dem er sich nun endlich die bahnbrechende Offenbarung seiner einmaligen Krankheit erhofft. Der Opponent des Zwillings ist der Schütze, der Typ mit den guten Manieren, der Lebenskünstler und Moralist, der immer nach dem Sinn des Lebens sucht, dem er mit gutem Gewissen seine Arbeitskraft widmen kann. Diesen tiefgründigen Erwägungen entflieht der Zwilling leichtfüßig und hält sich lieber an die greifbaren irdischen Freuden.

Sonntag, 29. April 2012

Stier

Der Stier ist wie Steinbock und Jungfrau ein Erdzeichen. Der Steinbock legt die materiellen Grundstrukturen fest, der Stier formt sie aus, die Jungfrau analysiert sie. Regentin ist die Venus, das Symbol für Liebe und Genuss. Dem Stier untersteht der Hals-Nackenbereich des "astrologischen Menschen": Kehlkopf, Stimmbänder, Mandeln, Schilddrüse, Speiseröhre und die Speicheldrüsen. Der Stier ist erdverhaftet, er hängt an der Scholle, auch wenn er schon längst sein bäuerliches Umfeld verlassen hat. Er ist der behäbige, in sich ruhende, konservative Bürger, isst gern und viel, sichert sich gegen finanzielle Gefährdungen ab, geht nicht gern aus sich heraus, gibt nicht gern etwas her. Er besitzt eine robuste Natur, eine kräftige, wohltönende Stimme. Wenn ihm etwas fehlt, kann er seine Beschwerden und Probleme nicht klar artikulieren, er frisst seinen Kummer in sich hinein. Auch in der Sprechstunde sitzt er dem Behandler meist wortkarg gegenüber. Sein guter Appetit bereitet ihm Gewichtsprobleme, oft begleitet von Darmträgheit. Eine gelegentliche Heiserkeit nimmt er nicht ernst, schlimmer sind schmerzhafte bis eiterige Anginen mit der Gefahr einer Beherdung. Wenn er schon in jungen Jahren an einen Heilpraktiker gerät, der noch das "Rödern" oder biologische Neuraltherapie beherrscht und ihn langfristig mit Lymphmitteln behandelt, bleibt ihm das locker sitzende Messer eines HNO-Arztes erspart. Die Schilddrüse kann zu Dysfunktionen tendieren und verdient auf jeden Fall Kontrolle. - Wenn man von einer "Stier-Mentalität" spricht, versteht man darunter das Erzkonservative, das jede Neuerung und Veränderung abweist. Stiere sind Gewohnheitsmenschen, denen es am liebsten ist, wenn ihnen Staat und Gesellschaft eine starre Ordnung vorgeben, die ihnen jede eigene Verantwortung abnimmt. Sie sind Wiederkäuer, hängen an Kindheitserinnerungen und wärmen längst Abgelebtes immer wieder auf. Wenn sie in der Sprechstunde mal ausnahmsweise aus sich herausgehen, klammern sie sich an nebensächliche Beschwerden fest und kommen nur mühsam zum Kern einer Sache. - Glücklicherweise ist jedem Stier ein erdhafter, luftiger, wässeriger oder feuriger Aszendent als Partner beigegeben, der seine negativen Eigenschaften abmildern und seine positiven verstärken kann. Sein totales Gegenteil ist der Skorpion, der Nonkomformist, der in die Tiefe bohrt und leidenschaftlich jedem Problem auf den Grund geht. Er scheut sich nicht, Überaltetes, Unnützes niederzureissen und dafür etwas Neues, Zweckmäßiges aufzubauen. Der sanguinische, phlegmatische Stier bräuchte die Öffnung zu diesem Ausgleich, um aus seiner satten Lethargie aufzuwachen.

Sonntag, 22. April 2012

Widder

Der Widder untersteht wie Schütze und Löwe dem Element Feuer, er ist das Urfeuer, das Urlicht. Der Schütze verbreitet und übermittelt den Geistesfunken, der Löwe repräsentiert das zu Macht gebändigte Feuer. Regent ist der Planet Mars, der Archetyp des Kampfes und der Eroberung. Der Widder ist das erste der zwölf Tierkreiszeichen, der Kopf des "astrologischen Menschen", die Fische als das letzte Zeichen sind die Füße. Der Widder eröffnet den Reigen aller menschlichen Möglichkeiten, aller Lebensalter, Vollkommenheiten und Mängel. Er ist am unkompliziertesten von allen Tierkreistypen, offen und spontan, lebt und handelt in der Gegenwart, oft aufbrausend, doch rasch versöhnt. Stets ist er auf der Jagd nach Abwechslung und neuen Begegnungen. Seine Aggressivität stürzt ihn in jede Möglichkeit zu einem Kampf, oft schwindet aber dann die Selbstgewissheit kurz vor dem Ziel. Er kann andere für ein Projekt begeistern, doch ist er im Gegensatz zum Löwen mehr Pionier als Führernatur. Sein jugendlicher Charme, gepaart mit Naivität, kann von verletzender Direktheit sein, wenn ihm jemand eine Abfuhr erteilt. Mangelnde Objektivität verleitet ihn zu Fehlentscheidungen, unüberlegte Risikobereitschaft lässt ihn oft scheitern. Schafft er es zum Chef, ist er nicht immer angenehm, er fordert die eigene Dynamik auch von den Untergebenen. - Beim "astrologischen Menschen" untersteht dem Widder der Schädel mit Hirnlappen, Augen, Ohren und Zähnen. Hier liegen auch seine Anfälligkeiten, Kopfschmerzen, vor allem aber Verletzungen, die er sich allgemein leicht zuzieht. Die Krankheiten, die ihn heimsuchen, ähneln seinem cholerischen Temperament: Entzündungen, Gallenkoliken, heftige Fieberanfälle, Bluthochdruck. Er hat zum Glück eine große Widerstandskraft und übersteht Krankheiten mit undramatischer Gelassenheit, doch verführt ihn das oft zum Leichtsinn. Es wäre für ihn wichtig, dass sein Mut nicht in Tollkühnheit, seine Aktivität nicht in Rastlosigkeit, seine Willenskraft nicht in Willkür, seine Spontaneität nicht in Unberechenbarkeit umschlägt. - Er ist ein Bewegungstyp und braucht sportliche Herausforderungen, um über Stimmungstiefs hinwegzukommen und seine Muskulatur leistungsfähig zu erhalten. Doch immer besteht bei ihm die Gefahr der Übertreibung. Er liebt scharfgewürzte Speisen, die aber seiner anfälligen Magenschleimhaut nicht bekommen. Weitere Schwachpunkte sind die Zähne und das Zahnfleisch, daher ist deren Pflege besonders wichtig. Der Behandler sollte hier auf biologische Zahnpasten und Mundwässer drängen, um die Mundflora vor Schädigung durch chemische Kosmetika zu schützen. Mit Rücksicht auf die Tendenz zu Gallenstau und Bluthochdruck darf die Nahrung nicht zu fettreich und der Kaffeegenuss nicht in Missbrauch ausarten. - Der Widder entschließt sich nicht leicht, einen Heilpraktiker oder Arzt aufzusuchen, dazu muss er sich schon sehr schlecht fühlen. Dann soll aber alles schnell über die Bühne gehen: Diagnose, wirksame Maßnahmen und Heilung. Eigentlich wünscht er keinen Rat, sondern will sich nur seine eigenen Vorstellungen von Erkrankung und Therapieform bestätigen und realisieren lassen. Kommt der Behandler zu einem anderen Ergebnis und bevorzugt ein geeigneteres therapeutisches Vorgehen, kehrt ihm der Widder enttäuscht den Rücken. Hält er aber durch und lässt sich durch Argumente überzeugen, wird er ein treuer Patient. - Zum Widder steht die Waage in Opposition, sie ist seinem Charakter völlig entgegengesetzt. Ist ihm als Aszendent die Waage oder ein anderes luftiges Zeichen beigesellt, erfährt der Titan Widder eine Harmonisierung seines ungestümen Wesens, eine Neigung zur Ästhetik, zu einer geschmackvollen Wohnung, zu Schmuck, Literatur und Musik, Dinge, die ihn sonst eher gleichgültig lassen. Doch dominieren immer die Widdereigenschaften.

Sonntag, 15. April 2012

Menschenkenntnis

Schnelles Erkennen des Charakters seiner Patienten ist für jeden Therapeuten ein unverzichtbares Handwerkszeug. Das setzt ein zuverlässiges System voraus, bedeutet aber auch eine persönliche Veränderung des Behandlers. Normalerweise interessiert sich jeder nur für sich selbst, so bestehen viele Zwiegespräche aus Monologen zweier Menschen, dem selbstgefälligen Ausbreiten der eigenen Verdienste, Kenntnisse und Erlebnisse. Zum Gesprächspartner hin blockt man sich innerlich ab, erfährt aber auf diese Weise nicht viel von ihm, sondern kreist immer nur um sein eigenes Ich. Therapeutisches Gespräch setzt ein weitgehendes Ausschalten des Ich, Kontaktbereitschaft und ungeteilte Aufmerksamkeit am Gegenüber voraus. - Es gibt viele Modelle der Menschenkunde. Soll ein System praktischen Wert haben, muss es universell und überschaubar sein. Dies alles findet sich in den Tierkreiszeichen der Astrologie. Auch wenn man keinen Wert auf den prophetischen Aspekt der Sternkunde legt, ist die Kenntnis der zwölf Reaktionstypen, zu denen das Geburtsdatum den Schlüssel liefert, umfassender als jede andere Konstitutions- oder Naturell-Lehre. Sie liefert Rückschlüsse auf charakterliche Verhaltensformen, Organschwächen, aber auch Ansätze für die Umstellung der Lebensweise und Aufschluss über die Akzeptanz des Patienten für therapeutische Maßnahmen. Es ist eine ernsthafte Kunst. Wenn man damit arbeiten will, muss sich von dem Vorurteil freimachen, dass sie Aberglaube oder ein unterhaltsames Gesellschaftsspiel ist. Wer sich längere Zeit die Mühe macht, Familienangehörige und Bekannte objektiv auf ihre Tierkreiszeichen abzuklopfen, wird immer wieder über die Treffsicherheit erstaunt sein. Nun ist allerdings diese Beurteilung ausschließlich nach dem Geburtszeichen nicht die ganze Wahrheit, der Aszendent ist ebenfalls sehr wichtig, doch erfahren wir von unseren Patienten nur den Geburtstag, nicht die Geburtsstunde. Aber bereits das Geburtszeichen ist derart aussagekräftig, dass es schon einen Charakter mit seinen Vorzügen und Nachteilen erkennen lässt, und wer sich längere Zeit in dieser astrologischen Beurteilung übt, wird später aus auffälligen Atypien eines Sternkreisträgers mühelos auf den Aszendenten schließen können. - Mir ist noch der "HP-Kurier" in bester Erinnerung, den der bayrische Fachverband über einen längeren Zeitraum als regelmäßig erscheinendes Magazin für seine Mitglieder und deren Patienten herausgab. Diese Zeitschrift informierte in volkstümlicher, leicht verständlicher und begeisteter Form über die Philosophie der Naturheilkunde, die Methoden der Heilpraktiker, über Homöopathie, Augendiagnose, Biochemie, Akupunktur, Chiropraktik und die tiefgreifende Wirkung von Heilpflanzen. Sie brachte auch eine ausführliche Artikelserie über die Tierkreiszeichen, vor allem mit Blick auf die Krankheitsanfälligkeit der einzelnen Typen. Die Tendenz und das Anliegen dieser hervorragenden Arbeit möchte ich in gestraffter Form wieder aufleben lassen.

Sonntag, 8. April 2012

Geistheilung

Geistheilung ist die medizinisch-therapeutische Seite des Spiritismus. Sie ist ganz wörtlich die Heilung durch einen Geist, durch den Seelenleib eines im Jenseits weiterlebenden Verstorbenen, dem die Fähigkeit zugetraut wird, Kranke zu heilen. Der Heiler nennt ihn "Geistführer" und besitzt die Gabe, in Trance oder im Wachzustand zu mehreren dieser "Geistführer" Kontakt aufzunehmen. Er erfährt günstigenfalls von ihnen Namen und Symptome der Krankheiten, es werden ihm Heilungsmöglichkeiten mitgeteilt oder die Geistführer bedienen sich seiner Hände, um heilende Kraft in den Körper des Kranken überfließen zu lassen. Der berühmteste Geistheiler seiner Zeit war der Engländer Harry Edwards, 1893 geboren und vor etwa vierzig Jahren gestorben. Nach dem Zeugnis seiner Zeitgenossen war er eine ehrliche, selbstlose und von tiefer Menschenliebe erfüllte Persönlichkeit. Millionen von Kranken strömten zu seinen Heilungsgottesdiensten. Über seinen Lebensweg, seine Weltanschauung, Methode und Erfolge verfasste er mehrere Bücher, die einen wahren Boom der Geistheilung auslösten. Harry Edwards durchlief in seiner Entwicklung mehrere Stadien. Ursprünglich versetzte er sich vor jeder Heilungstätigkeit in Trance und nahm Kontakt zu seinen Geistführern auf. Er war davon überzeugt, dass ihm die Hilfe mehrerer Ärzte, die zu ihren Lebzeiten Kapazitäten auf ihrem Gebiet waren, zuteil wurde. Später gab er diese Tranceheilung völlig auf und warnte sogar davor, da sie zu einer einseitigen Beschränkung und allzu verehrungsvollen Bindung an bevorzugte Abgeschiedene führte. Er wandte sich von da an in andächtiger Verfassung an geeignete jenseitige Wesen mit der Bitte, durch seine Hände heilend zu wirken. - Während mehrere christliche Sekten, vor allem in Großbritannien, den USA und Südamerika, einen sorglosen Umgang mit dem Spiritismus pflegen, lehnen ihn alle traditionellen christlichen Kirchen strikt und mit triftigen Gründen ab. Wohl gehört das Weiterleben der Seele nach dem körperlichen Tod zu den christlichen Grundwahrheiten, doch betrachten Katholiken und Protestanten die Jenseitswelt mit größtem Respekt und wollen auch keine Einzelheiten davon wissen. Jenseitige sind für sie entweder Vollendete, Büßende oder Verdammte, keinesfalls dürfen sie Experimentierobjekte einer wissenschaftlich gefärbten Neugierde sein. Außerdem ist das okkulte Reich "Jenseits" in den Augen der Theologen kein durch Trancemedien jederzeit zugänglicher Aufenthaltsort von verfügbaren Geistern. Da es selbst nach Ansicht der Spiritisten außer von gutartigen, hilfsbereiten Seelen auch von Lügengeistern und Dämonen bevölkert ist, kann es sogar gefährlich werden, mutwillig in dieses geheimnisvolle Dunkel einzubrechen.

Sonntag, 1. April 2012

Geistiges Heilen

Es ging dem Heilpraktiker Dr.rer.pol. Kurt Trampler vor allem darum, die frappanten Erfolge, die er mit geistigem Heilen erzielte, wissenschaftlich abzusichern. Die Möglichkeiten dazu boten ihm ein Ärzteteam der Poliklinik Freiburg und das Institut für Parapsychologie unter Hans Bender. In aufwändigen Versuchsreihen wurden an einer respektablen Zahl von Patienten nach strengen Maßstäben der diagnostische wie auch der therapeutische Wert dieser Methode getestet. Die Ergebnisse waren sowohl für das Ärzteteam wie für die Parapsychologen außergewöhnlich erstaunlich. - Unser ehemaliger Physiologielehrer H.A.Boelger war mit Kurt Trampler verwandt und informierte uns im Unterricht ausführlich über dessen Charisma. K.T.besaß die seltene Fähigkeit, sich derart auf seine Patienten einzustellen, dass er deren Krankheitssymptome am eigenen Leib verspürte. Diese Gabe war für Trampler zeitweise eine schmerzliche Last, doch bewirkte dieses konzentrierte Mitfühlen beim Patienten eine spürbare Erleichterung, Linderung und sogar Heilung. Dabei war es gleichgültig, ob der Kranke Trampler gegenübersaß, weit entfernt sich aufhielt oder ihm nur dem Namen nach bekannt war. Er beschreibt sein Verhalten so, dass er sich auf der einen Seite mental voll auf den Kranken hin öffnet, sich aber auf der anderen Seite einer überpersönlichen Wesenheit, einer Entelechie, einer allesdurchströmenden Heilkraft zur Verfügung stellt und um ihre ordnende und regenerierende Mithilfe ersucht. - Es ist sehr fraglich, ob Tramplers mentale Heilbegabung ein geeignetes Testobjekt für wissenschaftliche Versuche war. Er musste Diagnosen von Kranken erstellen, zu denen für ihn keine allgemein übliche Arzt - Patientenbeziehung bestand. Auch passten die positiven Ergebnisse nicht ins schulmedizinische Weltbild, sondern provozierten eher naheliegende Erklärungsversuche wie Placeboeffekt, Suggestion und Einbildung. Dennoch legte Trampler größten Wert auf eine Objektivierung seiner Methode, denn er war davon überzeugt, dass seine Heilungsgabe keine ihm unverdient zugefallene Genialität war, sondern eine Fähigkeit, die in jeder Menschennatur angelegt ist. Nur die allgemein verbreitete Egozentrizität, intellektuelle Arroganz und stupide Interesselosigkeit an der metaphysischen Wirklichkeit jenseits des eigenen Horizontes verhindern ein Öffnen der "höheren Sinne". Daher fällt auch die kostbare Begabung des Kurt Trampler nicht aus dem Rahmen der allgemeinen Möglichkeiten der Heilkunst, sondern berührt das Grundgesetz jeglichen Therapierens: die totale Zuwendung des Arztes zum Kranken im Bewusstsein einer mithelfenden höheren Macht, die den Menschen grundsätzlich wohlgesonnen ist.

Sonntag, 25. März 2012

Magnetopathie

Rudolf Thetter, ein Ingenieur des Wiener Wasserbauamtes, erkrankte in der Mitte seines Lebens an einem Nierentumor. Vor einer geplanten operativen Entfernung der befallenen Niere versuchte er es mit einem letzten Strohhalm, einem Handaufleger, dem Wiener Arzt Grazinger, der sich mit gutem Erfolg auf Heilmagnetismus spezialisiert hatte. Die Behandlung schlug an, nach 40 Sitzungen war Thetter geheilt und blieb es lebenslang. Doch die Kur war für Thetter auch noch in anderer Hinsicht eine Lebenswende. Dr. Grazinger hatte seine heilenden Hände entdeckt und lernte ihn als Assistent in seiner Praxis an. Die Menschenkenntnis des alten Arztes erwies sich als richtig. Rudolf Thetter konnte bald mit Einverständnis seiner Ehefrau den Beamtenberuf an den Nagel hängen und brachte es in wenigen Jahren zu einer Berühmtheit, die weit über die Grenzen Österreichs hinausging. Thetters großes Verdienst für die Naturheilkunde liegt darin, dass er die Erfahrungen von fünfunddreißig Jahren als "konzessionierter Heilmagnetiseur" ausführlich, übersichtlich und logisch in seinem Buch "Magnetismus, das Urheilmittel" gesammelt hat. Bei der Schilderung der Grundlagen bringt er den physikalischen Begriff Magnetismus in Verbindung mit der Erfahrung, dass jeder Mensch eine Ausstrahlung besitzt, die er bei jedem Händedruck, jeder Berührung, jedem Blick seinen Mitmenschen mitteilt. "Magnetisches Heilen" ist die bewusste Übertragung von Vitalkraft von einem Gesunden auf einen Kranken, bei dem diese Kraft ein Defizit und eine Fehlsteuerung ausgleicht. Die Art der Krankheit spielt keine Rolle, solange sie überhaupt noch heilbar ist. Dennoch scheint jeder Magnetopath bevorzugte Beziehungen zu bestimmten Leiden zu besitzen. Rudolf Thetter schildert Heilungen vielfältigster Art, doch war er besonders erfolgreich bei Herz- und Nervenerkrankungen, einschließlich Psychosen. Übermittler der Heilkraft sind die beiden Hände, denen eine unterschiedliche Wirkung zugeschrieben wird. Die Kraft der rechten Hand bewirkt Stärkung, Umwandlung, Auflösung, aber auch Befeuerung, die der linken Verminderung, Zusammenziehung, Abstoßung. Im ganzen menschlichen Körper herrscht eine Polarität, eine Trennung in Plus und Minus, in Positiv und Negativ. Man kann es sich derart vorstellen, dass der Körper durch eine Symmetrieachse in zwei Teile geteilt wird, die zueinander in Spannung stehen. Die rechte Seite besitzt eine Plus-Spannung, die linke Seite eine Minus-Spannung. Polarität herrscht ebenfalls zwischen Kopf und Füßen, zwischen Körpervorder- und Rückseite. - Jede magnetopathische Behandlung beginnt mit der Kontaktaufnahme zwischen Heiler und Patient. Dies kann durch ein Auflegen der Hände auf den Kopf oder auf die Schultern geschehen. Der Patient liegt entweder angekleidet auf einer bequemen Liege oder sitzt entspannt auf einem Stuhl. Die Behandlung erfolgt durch Handgriffe, hauptsächlich aber durch ein Streichen in geringem Abstand vom Körper vom Kopf bis zu den Füßen oder über erkrankte Zonen. Thetter hat entsprechend bestimmten Krankheitsbildern Griffe und Strichrichtungen entwickelt, deren Ausführung und Zweck er detailliert beschreibt und durch Fotos illustriert. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass der Behandler möglichst seine aktive Konzentration ausschalten und sich seiner Sensibilität überlassen soll. Diese wird im Lauf einer längeren Erfahrung sein Unterbewusstsein immer besser und sicherer leiten, dem Kranken diejenige Kraft im richtigen Maß zufließen zu lassen, die an der entsprechenden Stelle heilend, schmerzlindernd, aufbauend, reinigend, abwehrend, auflösend oder abstoßend wirkt.

Sonntag, 18. März 2012

Geopathische Störfelder

Die österreichische Lehrerin und Rutengängerin Käthe Bachler erhielt in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts einen Forschungsauftrag des Pädagogischen Institutes Salzburg, mit der Wünschelrute in den Wohnräumen chronisch kranker Kinder nach geopathischen Störzonen zu suchen. Dies erstaunt, denn Österreich ist nicht gerade für eine Sympathie zu alternativem Heildenken bekannt. Es gibt in unserem Nachbarland vor allem nicht den gesetzlich abgesicherten Heilpraktiker und daher außer der Maria-Treben-Kräutertee-Euphorie keine nennenswerte Bio-Pharmazie. Zwar existiert ein Heer von Naturheilkundigen, da sie aber offiziell nicht therapieren dürfen, müssen sie sich als "Lebensberater" tarnen und geraten je nach missliebiger Konkurrenz häufig in Konflikt mit dem Gesetz. In unserem Heimatland werden dagegen die Begriffe Pendel, Wünschelrute und geopathische Störfelder in die Schubladen Humbug, Aberglauben und Scharlatanerie abgeschoben oder dienen neben der Homöopathie den professionellen Komikern als unerschöpfliche Quelle dümmlicher Witzeleien. Unternimmt es tatsächlich einmal ein Fernsehsender, sich mit einem angeblich wissenschaftlichen Team dieser Problematik anzunehmen, sind die Versuchsbedingungen unrealistisch und von vornherein auf eine Verurteilung hin angelegt. - Wer sich seriös mit der Geopathologie befasst, wird ihrer Theorie ohne spezielle Physikkenntnisse nicht gerecht. Die Kernaussage ist jedenfalls, dass es eine negative Bodenstrahlung gibt, die für Menschen, Tiere und Pflanzen schädlich sein kann. Ursachen sind unterirdische Wasserläufe, die vermutlich eine neutrale Strahlung aus dem Erdinnern bündeln und ins Schädliche verkehren, ferner Verwerfungen im Bodenuntergrund, die zu einer ebenfalls schädlichen Veränderung der natürlichen Erdmagnetstrahlung führen. Dazu kommt noch ein über die ganze Erde verbreitetes Netz von Störzonen, in regelmäßigen Abständen auftretende, gesetzmäßige Veränderungen des Erdmagnetismus, die an ihren Eckpunkten, vor allem im Zusammentreffen mit unterirdischen Wasserläufen oder Verwerfungen, den darüberliegenden Schlafplatz eines Menschen oder Tieres oder das Wachstum von Bäumen negativ beeinflussen. Die Ärzte Curry und Hartmann haben diese Globalgitternetze entdeckt und gründlich erforscht. - Schlafplatz und bevorzugter Arbeitsplatz sollten sich nicht auf Störzonen befinden. Auswirkungen sind Schlafstörungen und Erkrankungen jeglicher Art, die vor allem Körperregionen befallen, die konstitutionell empfindlich oder vorgeschädigt sind. Aufspüren können diese Zonen geschulte Rutengänger. Auch ein Messgerät, das auffällige Abweichungen von Normwerten des Erdmagnetfeldes anzeigt, kann eine hilfreiche Ergänzung sein. Da es für den Rutengänger schädlich ist, sich häufig negativen Strahlen auszusetzen, empfiehlt Käthe Bachler, sich bei einer Wohnungstestung auf das Auffinden gesunder Plätze einzustellen. Im übrigen ist es immer problematisch, komplett eingerichtete Wohnungen zu testen, denn Umstellungen sind meist nur mit unzumutbaren Unbequemlichkeiten möglich. Wichtiger wäre eine Testung vor dem Einrichten einer Wohnung oder sogar vor einem Hausbau. Auch die Beschaffenheit des Baumaterials spielt eine große Rolle, um negative Bodenstrahlung nicht noch zu verstärken. Nach übereinstimmender Meinung aller Experten auf diesem Gebiet sind Stahlbetonkonstruktionen die ungesündeste aller möglichen Bauweisen.

Die Radiästhesie

Es gibt in Frankreich über dieses interessante Gebiet eine reiche wissenschaftliche Literatur, die aber mit viel grauer Theorie befrachtet ist. In meinen ersten Praxisjahren empfahl mir eine Kollegin ein Buch, das auf dieser französischen Originalliteratur fußt, sich aber leichtverständlich liest und in Fachkreisen als unübertroffenes Standardwerk dieser Kunst gilt: "Briefe an Tschü" mit dem Untertitel "Anregungen zu radiästhetischen Studien" des Schweizer Professors Mohlberg OSB. - Das Pendeln hat seinen festen Platz bei den Heilpraktikern. Man sollte es aber nicht als ausschließliches Diagnostikum einsetzen. Unser ehemaliger Anatomielehrer Ferdinand Linder, ein begabter Pendler und Rutengänger, hat uns immer wieder auseinandergesetzt, dass die radiästhetische Fähigkeit auf geistig-nervlicher Sensibilität beruht, die je nach Tageskondition auch mal schwächer sein kann oder gänzlich versagt. - Professor Mohlberg ist der festen Überzeugung, dass diese Kunst bei Begabung und Interesse erlernbar ist, jedoch einige wichtige charakterliche Eigenschaften voraussetzt. Wer sich des Pendels bedient, sollte dies ohne Selbstüberheblichkeit und Habgier tun und sein Bemühen darauf richten, dem Kranken nach besten Kräften zu helfen. Die Werkzeuge des Radiästhesisten sind Pendel oder Wünschelrute. Es ist nicht ausschlaggebend, aus welchem Material das Pendel besteht oder ob sich der Sensitive einer Metall-, Holz-, Einhand- oder Teleskop-Rute bedient, sondern es ist steht ihm je nach Individualität frei, sich für dasjenige Hilfsgerät zu entscheiden, mit dem er am besten arbeiten kann. Mohlberg schiebt viele vorgefasste Meinungen beiseite, auch die irrige Annahme, Pendelbewegungen hätten eindeutig festgelegte Bedeutungen. Es liegt nach seiner Erfahrung und nach den Erkenntnissen der französischen Grundlagenforscher an der "Abmachung" des Pendlers, welche Bedeutung den Bewegungen zukommt. Der Pendler kann nach Belieben dem Kreis eine positive, dem Vertikal-oder Horizontalstrich eine negative Bedeutung zumessen oder umgekehrt, doch muss er dann für immer bei dieser vereinbarten Zuweisung bleiben. Sinnlos ist es, den Pendel über den zu testenden Gegenstand zu halten und nun auf einen Ausschlag zu warten. Pendeln besteht bei höchster Konzentration und ohne jegliche Erwartung einer erwünschten Antwort aus präzisen Fragen, die mit Ja und Nein zu beantworten sind. Es ist auch ein falscher Ansatz, Radiästhesie physikalisch zu erklären. Sie ist eine mentale Angelegenheit. Zwar ist es für den Anfänger zweckvoll, dass Testgegenstand und Testperson anwesend sind, doch mit größerer Erfahrung genügen auch Haare, eine Blut-oder Speichelprobe des Probanden. Selbst das wird überflüssig, wenn sich der Sensitive voll und ganz mental auf den Kranken einstellen kann. Vor aller Beschäftigung muss man sich aber im klaren sein, welche Kräfte hier im Spiel sind. Auf keinen Fall hat Radiästhesie etwas mit Spiritismus zu tun, mit der Meinung, jenseitige Kräfte würden sich hier einschalten, um den Diesseitigen Fragen zu beantworten. Ebenso töricht ist die Ansicht, unser Unterbewusstsein produziert hier augenfällig, was unser Tagesbewußtsein nur vermutet, aber nicht ausdrücken kann. Paracelsus war der festen Überzeugung, dass der Mensch außer den fünf Sinnen seines physischen Leibes auch noch über verborgene Sinne seines Seelenleibes verfügt, mit denen er hellfühlen kann, wenn es ihm gelingt, sie zu aktivieren. Es ist durchaus möglich, dass die Erscheinung der Radiästhesie den Durchbruch einer dieser in jedem Menschen angelegten aber verschütteten Sinne darstellt.

Sonntag, 11. März 2012

Josef Angerer

Die bayrischen Heilpraktiker gaben ihrer Fachschule in München seinen Namen. Daraus lässt sich die Wertschätzung ermessen, die sie seiner Person und seinem Werk entgegenbrachten. Angerer lebte von 1907 bis 1994. Er war katholischer Priester, bis den Siebenundzwanzigjährigen die Faszination der Augendiagnostik und das unstillbare Verlangen nach dem Dienst an den körperlich Kranken von seiner Pfarrgemeinde in die Fachschule der Heilpraktiker rief, um deren Kunst zu erlernen. Er hat sich anscheinend in Güte mit seiner Kirche geeinigt, jedenfalls ließ er sich nicht in den Laienstand zurückversetzen, sondern kam den Minimalpflichten eines katholischen Priesters, dem täglichen Zelebrieren einer heiligen Messe und dem Breviergebet bis an sein Lebensende nach. Er besaß zuerst in seiner Heimatstadt Passau und dann in München eine Heilpraxis, die wie ein Magnet Kranke aus aller Welt anzog. Mit unerschöpflicher Arbeitskraft gesegnet, praktizierte er fünfzig Jahre lang, war fünfzehn Jahre Präsident des Fachverbandes deutscher Heilpraktiker, fünf Jahre Lehrer der Schule in der Schwabinger Giselastraße. Er schrieb acht Bücher und sehr viele Fachartikel, hielt unermüdlich Vorträge und missionierte Deutschland für die Naturheilkunde. Er ließ sich von einer Apotheke eigene Arzneimittel herstellen, auch große homöopathisch-pharmazeutische Firmen suchten seinen Rat bei der Entwicklung neuer Medikamente. Angerer verstand sich als Lehrer einer gesunden Lebensweise und hat dies auch immer seinen Schülern als Pflicht aufgegeben. Der Heilpraktiker soll vor dem Missbrauch von Genussmitteln warnen, vor Umweltverschmutzung, Elektrosmog, vor Strahlenbelastungen. Er ließ Listen drucken und verteilte sie an seine Patienten, in denen minutiös alle chemischen Beifügungen, Farbstoffe, Konservierungsmittel und Geschmacksverbesserer aufgeführt waren, die heutzutage in jedem Brot, jeder Wurst, in Konserven und jedem Fertiggericht enthalten sind und beim Verzehr den menschlichen Zellen Fehlinformationen und falsche Signale übermitteln, die zu Entgleisungen der Zellstruktur bis zur Entartung in der Krebsgeschwulst führen können. - In Angerers Praxis ging es turbulent zu. Die Patienten kamen omnibusweise zu ihm, man musste meist einige Monate warten, bis man einen Termin bei ihm erhielt. Obwohl wegen des Andrangs nur kurze Zeit für jeden Patienten zur Verfügung stand, war diese Zeit randvoll ausgefüllt mit engagierter Zuwendung. Bei ihm war der Kranke nicht Automatismen technischer Geräte ausgeliefert, die aus elektronischen Befunden Diagnose und Behandlungsplan errechnen. Bei Angerer stand das menschliche Interesse für den Kranken, das Gespräch und die Information über die Symptome im Vordergrund. Durch seinen genialen Blick in die Augen der Patienten erhielt er je nach Krankheitsfall sehr rasch Aufschluss über die optimalen Behandlungsmöglichkeiten in Form einer chiropraktischen Reposition, der Beseitigung eines Herdgeschehens, einer Ausleitungskur oder der langfristigen medikamentösen Unterstützung schwacher, geschädigter Organe. In der Zeitschrift "Methodik und Grenzen der Augendiagnostik" gab er einen Einblick in seine Weltanschauung. In beachtlicher Toleranz scheute er nicht die Einbeziehung okkulten Wissens, selbst der Radiästhesie, wenn es um Wahrheit und Erkenntnis ging. Für ihn stand fest, dass zwar Leib und Seele eine Einheit bilden, dass aber physischer Leib und Seelenleib eigenen Gesetzen gehorchen. Für die Erkenntnis des physischen Leibes war für ihn die Menschenkunde der Astrologie, die Planeten- und Tierkreisbeziehungen der Organsysteme ein brauchbarer Leitfaden. Für den Seelenleib sah er in den Chakras als den Ein- und Ausgangspforten des Energieflusses die Möglichkeiten therapeutischen Einwirkens. Angerer erwähnte in seinen Vorträgen häufig Hildegard von Bingen. Er kannte ihre visionären Schriften "Wisse die Wege", "Welt und Mensch" und "Der Mensch in der Verantwortung" mit ihren spirituellen Ausdeutungen des sinnvollen oder gestörten Zusammenspiels von Leib und Seele. In Hildegards Riesenwerk gibt es für jede Frage nach Gesundheit und Krankheit, dem Sinn der Schöpfung, der Sündenverstrickung des Menschen und die Wege zu seiner Rettung erleuchtete und erleuchtende Antworten. Diese universelle Frau des Mittelalters hat sichtlich Angerers eigene moderne Ganzheitsschau der Heilkunst in herausragendem Maße beeinflusst.

Sonntag, 4. März 2012

Focus-Injektionen

Die klassische Neuraltherapie nach Huneke steht zwar den Heilpraktikern zur Verfügung, doch verträgt sich die Verwendung des Procains oder Lidocains nicht mit naturheilkundlichen Grundsätzen. Auch sind Injektionen in Nervenwurzeln, Ganglien, Gelenke oder Organe derart risikobehaftet, dass immer die Gefahr eines Kunstfehlers besteht. Harald Mozer beschreibt in seinem Buch "Brennpunkte der Krankheiten" eine effektive Injektionstechnik, die von Heilpraktikern ohne Skrupel ausgeführt werden kann. Zwar empfiehlt auch Mozer in Anlehnung an Huneke Procain, doch besitzen wir in komplexhomöopathischen Injektionen bessere Alternativen, solange noch biologischen Firmen deren Herstellung möglich ist. - Diese Methode erfordert ein ausgeprägtes Fingerspitzengefühl. Es geht darum, auffällige Punkte auf der Haut zu finden, die sich durch Schmerz oder feine Knötchenbildung von der Umgebung abheben. Diese Punkte zeigen Veränderungen der Muskulatur oder tiefergelegener Nervenzentren an, die in Wirbelsäule-, Knie- oder Hüftnähe den Zustand der entsprechenden Gelenke, im Brust- und Bauchraum denjenigen der zugehörigen Organe widerspiegeln. Die Einwirkung auf die Focus-Punkte stellt eine Regulationstherapie dar. Durch die Behandlung der angesprochenen Nervenzentren oder Organe wird eine positive Veränderung in Gang gesetzt, eine Ausheilung von Entzündungen, ein Lösen von Blockaden, das Ordnen von Fehlverbindungen und die Entkrampfung von Erstarrungen. Die Injektionen können intrakutan, subkutan oder intramuskulär verabreicht werden. Es stehen jedoch viele Patienten Injektionen kritisch gegenüber, es macht wenig Sinn, sie zu regelmäßigen Serien zu zwingen. Da es aber in erster Linie um die spürbare Einwirkung auf diese Focus-Punkte geht, schlägt Harald Mozer aus einer reichen praktischen Erfahrung vor, in diesen Fällen auf eine mechanische Massage durch ein leistungsfähiges Gerät mit einem kleinen, punktförmigen Massagekopf auszuweichen. Setzt man die Mozer-Methode als Antischmerzbehandlung ein, sucht man in der Muskulatur des betroffenen Gelenkes oder der Wirbelsäule durch Abtasten auffällige, vor allem schmerzempfindliche Punkte und injiziert oder punktmassiert sie der Reihe nach. Der Behandler wird bald die Erfahrung machen, dass er eine immer schnellere und treffsichere Sensibilität entwickelt. Da ein Heilpraktiker nie eingleisig fahren soll, unterstützt er diese Behandlung von Anfang an mit Medikamenten aus seinem reichen Arzneimittelschatz, eine Reihe biologischer Firmen hat dafür Spezialitäten und Komplexe für alle Formen und Lokalisationen rheumatisch-neuralgisch-arthritischer Beschwerden entwickelt. Gelenkbeschwerden sind häufig mit einem Mineralmangel verbunden. Wenn massive Gaben nötig sind, wird deren Verwertung durch eine gleichzeitige Verordnung passender Schüsslersalze oder deren Komplexe verbessert.

Die Reflexzonen der Füße

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts kam der amerikanische Facharzt Fitzgerald mit einer eigenartigen Methode der Volksmedizin in Berührung. nämlich mit der Möglichkeit, körperliche Schmerz- und andere Krankheitszustände durch eine Druckmassage bestimmter Hautzonen, vor allem an den Händen und Füßen, zu beeinflussen. Da er durch Erfahrung von der Wirkung überzeugt war, suchte er als wissenschaftlicher Kopf nach einer Hypothese, um auch die medizinische Fachwelt zu überzeugen. Dies ist ihm nicht gelungen, denn seine Einteilung des menschlichen Körpers in zehn vertikale Zonen vom Kopf bis zu den Füßen passt in keinen anatomischen Atlas. Fitzgerald ließ sich nicht verdrießen und veröffentlichte im Jahre 1917 das Fachbuch "Zone Therapie", in dem er die These vertrat, dass zwischen den einzelnen Zonen ein Energiefluss mit Wechselwirkung existiert Ein einziger ärztlicher Kollege Dr. Riley interessierte sich vorerst für die Entdeckung. Seine Assistentin, die Masseuse Eunice Ingham (1879 - 1974) wurde zur Schlüsselfigur der Ausbreitung dieser neuen Methode in den USA. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf die Fußzonen, erprobte sie gründlich und widmete ihr ganzes weiteres Leben den Füßen ihrer Patienten. Sie scheint außergewöhnliche Erfolge errungen zu haben, von weit und breit strömten die Kranken zu ihr. Ihre Erfahrungen veröffentlichte sie in der Broschüre "Geschichten, die die Füße erzählen können". Obgleich dieser Broschüre eine Reflexzonenkarte beiliegt, kann man nicht viel damit anfangen, wenn man die Methode nach diesen theoretischen Anweisungen kennenlernen will. Das Büchlein berichtet zwar mit ehrlicher Begeisterung über Heilerfolge und über die Vorzüge dieser Novität, aber die Beschreibung der Zonen und der Massagetechnik ist äußerst ungenau. Es war dann erst die Heilpraktikerin Hanne Marquardt, die zu Frau Ingham reiste und sich von ihr einweisen ließ. Was Frau Marquardt von Amerika mit nach Deutschland brachte, waren die subjektiven Erfahrungen einer charismatischen, selbstbewussten, geschäftstüchtigen, schwärmerischen Eunice Ingham und die skizzenhaften Umrisse einer reflektorischen Behandlung der Füße. Frau Marquardt war sich schon vor ihrem Praktikum bei Frau Ingham der Dynamik und Tragweite dieser Technik bewusst, die völlig aus dem Rahmen des Herkömmlichen fiel. Sie war entschlossen, diese den ganzen Körper und die Seele umfassende Behandlungsart weitesten Kreisen der medizinischen Hilfsberufe, der Heilpraktiker und Ärzte zugänglich zu machen. Dafür erschien ihr als wichtigste Voraussetzung, jeden Punkt, jede Zone, jede Querverbindung exakt zu bestimmen und daraus eine Karte zu entwickeln, die dem Schüler das schnelle Auffinden anhand anatomischer Gegebenheiten der Fußsohle, der Fußoberseite und der Knöchel ermöglichte. Eine zweite wichtige Voraussetzung war die Entwicklung einer Behandlungstechnik, die weit über das von Frau Ingham vorgeschlagene kräftige Drücken der Punkte hinausging. Die Punkte kranker Organe sind meist sehr schmerzhaft. Behandelt man sie unsensibel und grob, kann man Verschlimmerungen der Symptome provozieren. Es galt darum, eine sanfte Methode zu erarbeiten, die dennoch wirkungsvoll genug war, positive Veränderungen zu bewirken. Auch war es wichtig, diagnostisch genau zu differenzieren, ob ein Krankheitsgeschehen einer Tonisierung oder einer Sedierung bedurfte. Beide Möglichkeiten mussten in die Handhabung der Technik einfließen. Doch damit nicht genug. Frau Marquardt ging zu den Wurzeln zurück und vertiefte sich intensiv in die amerikanische Originalliteratur der Zonentherapie, die seit Fitzgerald und Riley beträchtlich angewachsen war. Sie fand heraus, dass sich zwar die Füße am effektivsten der Behandlung anbieten, dass aber Kenntnis und Einbeziehung der Hand- und Rückenzonen die Kernmethode und die heilerischen Möglichkeiten außerordentlich bereichern.

Sonntag, 26. Februar 2012

Die Schröpfmassage

Die Klientel eines Heilpraktikers hat meist einen hohen Anteil an Schmerzpatienten, die mit den unterschiedlichsten Myalgien, Neuralgien und Arthralgien zu ihm kommen. Bei plötzlich auftretenden starken Schmerzen durch Entzündung, berufliche Überanstrengung oder sportliche Überforderung suchen diese Kranken wohl in erster Linie Hilfe beim Hausarzt, der ihnen ein schnellwirkendes Analgetikum spritzt, oder beim Orthopäden, der sie chiropraktisch einrenkt und ihnen dann Schmerzmittel verordnet. Der Heilpraktiker hat es bei seinen Patienten vorwiegend mit chronischen Schmerzzuständen zu tun. Ich habe in solchen Fällen gute Erfahrungen mit der Schröpfmassage gemacht, die mit Hilfe eines kleinen Saugkopfes von etwa zwei cm. Durchmesser durchgeführt wird. Der Griff des Saugkopfes ist durch einen Plastikschlauch mit einem Elektromotor verbunden, der eine Vakuumleistung von mindestens - 400 mm Hg erbringt. Diese Methode wird in dem Buch von Hans Zöbelein "Die petechiale Saugmassage" instruktiv beschrieben. - Trockenes Schröpfen, blutiges Schröpfen und die Schröpfmassage haben jeweils spezifische Indikationen. Wer mit dieser Methode arbeitet, wird sich für eine der drei Möglichkeiten entscheiden. Der Sinn des Trockenschröpfens ist die Erzeugung von Hämatomen, die Ableitung von entzündlichen oder ödematösen Krankheitsprozessen aus tieferliegenden Geweben in den venösen oder Lymphkreislauf. Für die Schröpfmassage ist der Rücken die bevorzugte Angriffsfläche, denn von hier aus wird die Wirbelsäule, der Schulter- und Beckengürtel erfasst. Man kombiniert bei dieser Sonderform des Schröpfbehandlung auf effektive Weise die klassische Bindegewebsmassage mit einer sehr kräftigen Durchblutungsförderung der Muskulatur und der wichtigen Provozierung von Petechien. Bei stark verschlacktem Gewebe zeigt sich nach der Schröpfung ein für manche Patienten und ihre Angehörigen beängstigender Anblick: blutrote bis blaurote Striemen wie nach einer Auspeitschung. Auch die Behandlung selbst kann für die Patienten die ersten Male unangenehm sein. Kristallartige Ablagerungen im Unterhautgewebe können bis zu ihrer Auflösung einen kurzzeitigen, schneidenden Schmerz hervorrufen. Doch sowohl die intensive Verfärbung wie auch der Schmerz lassen von Behandlung zu Behandlung nach, meist stellt sich sogar schon bald ein Wohlgefühl der Erleichterung als Zeichen einer tiefgreifenden Entgiftung und Entlastung ein. Sehr wichtig ist die nachfolgende Behandlung der geschröpften Fläche mit einem elektrischen Massagegerät, um die Hämatome möglichst schnell wieder aufzulösen. Ein eigenartiges Phänomen dieser Massageart besteht darin, dass bestimmte Hautareale des Rückens ausgeprägter mit Petechienbildung reagieren als andere. Diese Erscheinung zeigt gesundheitliche Störungen der Eingeweideorgane an, deren Head`sche Zonen derart heftig reagieren. Es können also diagnostische Rückschlüsse und therapeutische Hinweise daraus abgeleitet werden. Optimal wird diese Schröpfmassage beendet durch die Einreibung biologischer Rheuma - oder biochemischer Salben. Leider hat eine fragwürdige Gesundheitspolitik die Heilpraktiker einer Vielzahl bewährter pflanzlicher und homöopathischer Einreibungen und Injektionspräparate beraubt; umso kostbarer sind die wenigen, die ihre Hersteller vor dem Kahlschlag retten konnten.

Die Reflexzonen

Darunter versteht man die eigenartige Tatsache, dass sich in verschiedenen Regionen der Körperoberfläche die inneren Organe spiegeln und von hier aus behandelbar sind. Soweit es sich um die Head`schen Zonen handelt, passen diese Gedankengänge auch in das schulmedizinische Bild. Es sind begrenzte Hautareale, die über ein bestimmtes Rückenmarkssegment durch eine Koppelung des animalen und vegetativen Nervensystems mit inneren Organen verbunden sind. In diesen Hautzonen befinden sich schmerzhafte Punkte, deren Stimulierung oder Sedierung einen therapeutischen Effekt auf das erkrankte innere Organ ausübt. In der Naturheilkunde bedienen wir uns bei der Schröpfmassage und bei der Behandlung von Schmerzpunkten durch Massage oder Injektionen dieser Head`schen Zonen. Doch mit der Einbeziehung weiterer Reflexzonen verlassen wir den schulmedizinisch nachvollziehbaren Weg, nämlich mit den Reflexzonen der Füße, Hände, Ohren und des Schädels. Auch die Iriden der Augen sind Reflexzonen. Könnte man sich auf primitive Weise eine nervale Verbindung zwischen den Organfeldern der Iris und den zugehörigen Organen vorstellen, müssten ungeheuer viele Informationen über diese Nervenleitungen fließen und sich dann farblich, strukturell und in pathologisch deutbarer Form auskristallisieren. Noch deutlicher wird diese Unerklärlichkeit bei den Fußreflexzonen. Durch die Überkreuzung der Nervenleitungen im Gehirn fänden sich die Organe der rechten Körperhälfte im linken Fuß, die der linken Körperhälfte im rechten Fuß abgebildet. Das Gegenteil ist aber der Fall. Das naturwissenschaftlich-schulmedizinische Denken findet keinen anatomischen Zugang zu diesen Spiegelungen des Verborgenen ins Sichtbar-Greifbare.. Dennoch beweist die Erfahrung, dass über die Nadelung der Ohrakupunkturpunkte, durch eine spezielle Massagetechnik der Fuß-, Hand-, Nasen- und Kopfzonen des kranken Körpers Linderung und Heilung geschieht. Diese Erfahrungstatsachen stellen nicht die "Außenseitermethoden", sondern das Menschenbild der Naturwissenschaft in Frage. Es ist durchaus möglich, dass der physische Leib, mit dem die offizielle Medizin ausschließlich arbeitet, nicht den ganzen Menschen umfasst. Es kann sein, dass der Seelenleib, der von den Naturwissenschaften ins Reich der Religion abgeschoben wird und der in der Medizin nur als Funktion des physischen Leibes eine Rolle spielt, eigenen Gesetzen gehorcht. Es kann sein, dass er seine eigene Anatomie, Physiologie und Pathologie besitzt, deren Strukturen sich den bis jetzt bekannten Maßstäben entziehen.

Sonntag, 19. Februar 2012

Die dyskratische Diathese

Obwohl der Betrachter geneigt ist, diese Diathese der Mischkonstitution zuzurechnen, zählt sie dennoch zur lymphatischen Konstitution. Sie weist eine sehr starke, dysharmonische Pigmentierung auf, doch besitzt das Braun keinen dominanten Anteil, auch fehlt die ausgeprägte Spasmophilie. Bei der Bewertung dieser Diathese ist vor allem die exakte Differenzierung der Pigmente und ihr Vorkommen in den einzelnen Organfeldern wichtig. Generell kann man sagen, dass diese Diathese zu Leber - Galleerkrankungen, Diabetes, Arthritis, Arthrose und Weichteilrheuma tendiert. Ein sehr ausgeweitetes Darmfeld sollte an ernsthafte Darmerkrankungen, die allgemeinen Zeichen einer fortgeschrittenen Säfte- und Gewebsverschmutzung an erhöhte Gefahr der Malignität denken lassen. Der Heilpraktiker hat es in seiner Praxis hauptsächlich mit dieser Präcancerose zu tun. Er tut gut daran, wenn er seinen Verdacht von einem Arzt bestätigen oder als unbegründet widerlegen läßt. Wird eindeutig Krebs diagnostiziert, ist der Patient dem Heilpraktiker automatisch entzogen und wird von der Klinik einem festgelegten Plan in dieser oder modifizierter Reihenfolge unterworfen: Operation, Chemotherapie, Bestrahlung. Kein Krebskranker entgeht heute diesem Ritual. Versucht er es und meldet seine Bedenken gegen Chemotherapie oder die Bestrahlungen an, droht ihm die Gefahr der Ausgrenzung und der Verlust der ärztlichen Zuwendung. Trotzdem ist jeder Kranke ein freier Mensch. Es gibt immer wieder aus guten Gründen Operationsverweigerer, Ablehner von radiologischer Behandlung, Gegner der Chemotherapie. Wie verhält sich ein Heilpraktiker, wenn ihn ein Krebskranker ersucht, seine naturheilkundliche Behandlung zu übernehmen? Er muss sich vor allem darüber klar sein, dass er überzogene Erwartungen nicht erfüllen kann, dass es im Todesfall gerade die Angehörigen sind, die gnadenlos einen Schuldigen vor den Kadi zerren wollen, dass er sich selbst und seinen Berufsstand in Misskredit bringt, wenn er es unternimmt, gegen das geheiligte "lege artis" der Schulmedizin zu verstoßen. Wagt er es trotzdem im berechtigten Vertrauen auf die Wirksamkeit seiner Heilmittel, sollte er sich des unbedingten Einverständnisses der Angehörigen und der Mithilfe des Hausarztes sicher sein. Vor allem darf er sich nie dem Verdacht aussetzen, den Kranken mit fragwürdigen, überteuerten Laboruntersuchungen, Medikamenten und Behandlungsmethoden nur abzuzocken.

Die Mischkonstitution

Bei dieser am häufigsten anzutreffenden Konstitution ist das Basisblatt der Iris blaugrau, das Kryptenblatt mehr oder weniger braun. Man könnte überspitzt sagen, es handelt sich um eine lymphatische Iris, deren reine Bläue mehr oder weniger durch vorwiegend braune, aber auch gelbe und orange Einlagerungen verschmutzt wird. Die Magen-Darm-Zone ist immer braun, diese Verfärbung zieht sich aber oft noch in andere Organzonen hinein. Typisch sind auch die vermehrten zirkulären Kontraktionsfurchen am äußeren Irisrand. Braun weist auf Störungen im Leber-Galle-System hin, je dunkler das Braun bis zu einem scharf umgrenzten Schwarzbraun, desto größer ist die Gefahr einer krebsigen Entartung. Ein helles Gelb im Nierensektor ist bei Niereninsuffizienz zu finden, die Farbe Orange weist auf die Bauchspeicheldrüse hin. Doch keiner dieser Hinweise reicht für die eindeutige Diagnose Leberzirrhose, Nephrose oder Diabetes aus, dazu bedarf es auch eines Blut-, Röntgen- oder sonografischen Befundes, also Untersuchungsmethoden, die nicht in unser Ressort fallen. Doch außergewöhnlich wichtig für den Heilpraktiker ist das Erkennen von Gefährdungen. Hier setzt seine Arbeit an, hier muss er bei diesen Hinweisen therapeutisch handeln. Leberzeichen verlangen Lebermittel, Nierenzeichen Nierenmittel, Pankreaszeichen fordern zu regelmäßigen Blutzuckerkontrollen auf. - Die Entzündungsbereitschaft der lymphatischen Konstitution findet sich auch in der Mischkonstitution, hier ist sie aber im Magen-Darmbereich mit einer Fermentschwäche und einer vermehrten intestinalen Immundefizienz verschwistert. Dagegen steuert die hämatogene Komponente eine erhöhte Krampfbereitschaft und die Neigung zu spastischen Durchblutungsstörungen bei. - Mehr noch als bei der lymphatischen und hämatogenen Konstitution zeigen sich in dieser Iris die Spiegelungen der Krankheiten und Schwächen der Vorfahren. Das relativiert den aktuellen Schweregrad der diagnostischen Hinweise und lenkt den Blick wieder einmal verstärkt auf die Bedeutung der Lebensweise und die optimale therapeutische Führung.

Die hämangiotische Disposition

Eine interessante Untergruppe der hämatogenen Konstitution ist die Veranlagung zu Gefäßerkrankungen. Es finden sich hier alle Merkmale der Braunäugigen, die Vernachlässigung der Ernährungskontrolle, die Neigung zu einem großzügigen Umgang mit Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin und Koffein. Auch hier kann diese Lebensweise lange Zeit ohne sichtbare Folgen bleiben. Die Träger dieser Disposition kommen ihren beruflichen Verpflichtungen pünktlich nach, auch in der Gesellschaft wirken sie unauffällig, nehmen Anteil am politischen Leben, diskutieren weitschweifig über Alltagsfragen und drängen sich in Vereinen gerne als Vorsitzende auf. Doch unterschwellig richten vor allem die Gefäß- und Nervengifte Alkohol und Nikotin einen Langzeitschaden an. - Dieser Typus neigt zu Herz- und Bronchialbeschwerden, die sich in Form von Asthma, Angina pectoris und Hypertonie äußern. Kommt noch eine sehr fettreiche Ernährung hinzu, zeigt sich im Auge der berüchtigte "arcus senilis", der sich bis zum Cholesterinring ausbilden kann. Diese Patienten quälen auch nicht nur Raucherhusten und Dauerverschleimung, sondern schwere Attacken von Atemnot. Die Herzsymptome eskalieren zu bedrohlichen Zuständen von Stenocardie und Rhythmusstörungen. - Joachim Broy, der Autor der "Konstitution", hat diese hämangiotische Dispositon sowohl beim leptosomen Sanguiniker wie auch beim pyknischen Choleriker gefunden. Im ersten Fall zeigt dessen Auge einen lebhaften Bewegungstyp mit raschem Stoffwechsel und Tendenz zu Muskelrheuma, im zweiten Fall einen Typus, der zu frühzeitiger Arteriosklerose und Apoplexie neigt. - Im Hinblick auf den Blutdruck und die Cholesterinwerte geht die Schulmedizin seit einigen Jahrzehnten sehr eigenwillige Wege. Die Messwerte können den Ärzten gar nicht niedrig genug sein. Es ist heute tatsächlich so, dass ein systolischer Blutdruck ab 120 und ein Cholesterinwert ab 200 schon als pathologisch gelten und trotz der sonstigen Verordnungssparsamkeit massiv medikamentös herabgedrückt werden. Dazu kommt noch die Aufdringlichkeit der Blutdruckmessungen. Jede Apotheke bietet sie heute als kostenlosen Service oder als kleinen Zuverdienst an. Sie liefern ebenso wie die meist hastigen, nebensächlichen und ohne vorherige Ruhephase durchgeführten Messungen in der Arztpraxis falsche, meist überhöhte Werte. Daher verwundert es nicht, dass zu uns Heilpraktikern sehr häufig Senioren mit einer Reihe hypotoner Störungen wie Schwindel, Tagesmüdigkeit und Antriebsschwäche kommen, die starke Blutdrucksenker und Entwässerer einnehmen, obwohl ihr ursprünglicher Blutdruckwert von 150 keineswegs beängstigend wäre.

Sonntag, 12. Februar 2012

Die hämatogene Konstitution

Während das blaue Auge sehr viele farbliche und strukturelle Besonderheiten in Form von Pigmentierungen und Stromaveränderungen aufweist, ist das braune Auge auf den ersten Blick nicht sehr aussagekräftig. Der Diagnostiker findet nur auffällige dunkle Verfärbungen, ringförmige Furchen und einen kräftigen Saum um die Pupillen. Zur Auswertung dieser geringen Hinweise führt ihn aber eine sehr klarumrissene Charakteristik des Braunäugigen. Seine Krankheiten gehen vom Blut und den Stoffwechselorganen aus, vor allem, wenn es ihm an lebensnotwendigen Mineralien und Spurenelementen mangelt und er seiner Leber, dem Magen-Darm, der Bauchspeicheldrüse und den Nieren zu viel zumutet. Seine Krankheiten verlaufen lange Zeit unauffällig, es kann aber im Verborgenen zu Degenerationen kommen. Erkältungen steckt der Hämatogene leicht weg, er fiebert selten. Doch diese Reaktionsträgheit birgt die Gefahr der Verschleppung. Wenn ihn sein Körper gelegentlich zur Vernunft mahnt, ist es durch seine Tendenz zu Verkrampfungen, zu Stein- und Blähungskoliken, zu Muskelkrämpfen bei Vernachlässigung der Venen und des Mineralhaushaltes. Geringe farbliche und strukturelle Veränderungen im Herzsektor sind hier höher zu bewerten als bei den Lymphatikern. Besonders bei alten Patienten sind es Zeichen ernsthafter Herz-Kreislauf-Insuffizienzen. - Der Hämatogene bedeutet für den Heilpraktiker eine besondere Herausforderung. Ihm ist nur dann zu helfen, wenn ihm auch zu raten ist. Er müsste unbedingt seinen Fleisch- und Wurstkonsum zugunsten eines höheren vegetabilen Anteils einschränken, Herz und Kreislauf sollten schon in jungen Jahren beachtet und unterstützt werden. Ich habe prinzipiell Lymphatikern, aber auch den scheinbar widerstandsfähigeren Hämatogenen in der kalten Jahreszeit zur täglichen Einnahme von vorbeugenden Grippemitteln geraten. Mehr als bei allen anderen Patienten sollte bei dieser ziemlich sorglosen Gruppe darauf geachtet werden, dass sie sich von ihren Hausärzten regelmäßig Blut, Herz und Eingeweide untersuchen lassen, damit sie auch von dieser Seite auf evtl. Mangelzustände, Herzerkrankungen und Steinleiden hingewiesen werden. Therapeutisch kann der Heilpraktiker diese Patienten mit Konstitutionsmitteln, einer Verbesserung der Leber- und Nierenleistung, der reichen Skala pflanzlicher Herzmittel und mit Mineralien je nach Blutbild wirksam unterstützen.

Die neurogene Disposition

Während sich eine Reihe von Untergruppen der lymphatischen Konstitution auf die Insuffizienz des Lymphsystems und die hier besonders anfälligen Organe Nieren, Lunge und Magen-Darm erstreckt, umfasst die neurogene Iris vor allem das Nervensystem. Hier weisen schon das oberflächliche Bild, der zarte Blauton und die zierliche Stromazeichnung auf einen sensiblen Menschen hin. Bei dieser Disposition finden sich alle nervlichen Aspekte körperlicher Erkrankungen, der erhöhte Verbrauch von Nervenenergie und die frühe Erschöpfungsphase aller Regulationssysteme. Schwierigkeiten, die nervlich Stabile leicht in den Griff bekommen, sind für Neurogen-Lymphatiker fast unüberwindlich. Die Schulmedizin reiht sie in das Fachgebiet "Psychosomatik" ein, ohne allerdings eine schlüssige Definition von Psyche zu liefern. Der Gesunde hält sie für Simulanten oder für "hysterisch". Beides stimmt nicht. Sie leiden selbst am meisten an ihrem zwanghaften Abtauchen in eine oft sehr ausgeprägte Krankheit, sobald eine unangenehme Pflicht an sie herantritt. Wenn sie am Burn-out-Syndrom erkranken, ist es bei ihnen tatsächlich eine schwere körperliche Erschöpfung, die von einer Arbeitsüberhäufung in einer verständnislosen, abweisenden Umgebung herrührt. Ihre Depressionen sind die Folgen der Diskrepanz zwischen den eigenen überzogenen Ansprüchen und dem erreichten, oft kläglichen Ergebnis, das zudem von Kollegen und Vorgesetzten noch ironisch verhöhnt wird. Häufig leiden sie an Einschlafstörungen, durch die sie sich immer intensiver in ihr berufliches und privates Elend hineinsteigern. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, brauchen sie einen Menschen, der sich in ihre Lage versetzen kann, ihren Charakter und ihre Stärken erfasst und ihnen Mut macht. Sie sind beim Heilpraktiker gut aufgehoben, denn er nimmt sie ernst und kann ihnen helfen. Sie kosten ihn oft viel Geduld, denn sie schildern ihre Beschwerden gern exzessiv ausführlich. Doch das Zuhören gehört zur Therapie. Es darf nur nicht beim Jammern bleiben, der Behandler muss für sie ein Programm erstellen, das sie nicht überfordert und ihnen berechtigte Hoffnung auf Heilung gibt. Sie brauchen vor allem aufbauende Arzneien. Mir persönlich haben sich in meiner Praxis phytotherapeutische und komplexhomöopathische Antidepressiva und Schlafmittel, zur Nervenkräftigung die Schüsslersalze, vor allem als Komplexe, sehr bewährt. Wichtig ist auch eine regelmäßige manuelle Behandlung. Ich habe diesen Patienten gerne die Reflexzonenmassage der Füße oder eine Schröpfmassage des Rückens vorgeschlagen. Das sind keineswegs palliative Streicheleinheiten, sondern erfassen reinigend und stärkend alle inneren Organe, außerdem harmonisieren sie das Nervensystem. Wichtig ist allerdings, dass der Patient nicht schon an chemische Schlafmittel oder an den langzeitigen Gebrauch chemischer Antidepressiva gewöhnt ist.

Die lymphatische Konstitution

"Blauäugig" ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein Synonym für "gutgläubig, naiv, unrealistisch". Menschen mit blauen Augen gelten als treu, romantisch, doch nicht sehr kraftvoll und ausdauernd. Die Irisdiagnostik hält nicht viel von dieser oberflächlichen Spruchweisheit, sondern stützt sich auf einen reichen Erfahrungsschatz mit verwertbarer Aussagekraft. Das blaugraue Auge als Ausdruck der lymphatischen Konstitution kennzeichnet einen Typus mit großer Anfälligkeit für entzündliche, rheumatische und nervliche Erkrankungen.Trotzdem können Vertreter dieses Typs lebenslang leistungsfähig sein, wenn sie ein gesundes Leben führen. Die Entzündungsbereitschaft betrifft sämtliche Schleimhäute von den Stirnhöhlen bis zu Darm und Blase. Das Kind, das diesem Typ angehört, neigt zu häufigem Schnupfen, Rachenkatarrh, Otitis und empfindlichen Bronchien. Die Feinde dieses Kindes sind Unterkühlung, körperlich-geistige Überforderung und vitaminarme Ernährung. Die Schulmedizin schwört allgemein auf möglichst frühzeitige und häufige Impfungen. Ich habe in der Praxis immer wieder festgestellt, dass gerade lymphatische Kinder darauf unangemessen heftig reagieren und dass bei ihnen die Gefahr einer Impfschädigung besteht. Sie sind von häufig aufflackernden Mandelentzündungen geplagt, die von den Kinderärzten meist mit langfristigen Antibiotikagaben behandelt werden. Sind sie dadurch nicht in den Griff zu bekommen, rät der HNO-Arzt zur Mandeloperation. Der Heilpraktiker könnte hier im Anfangs- und mittleren Stadium durch eine Reihe bewährter Mittel eine bessere Alternative bieten. Bestehen die Mandeln aber nur mehr aus eitrigen Lakunen, kommt auch seine Hilfe zu spät. Wird er rechtzeitig konsultiert, besteht seine wichtigste Aufgabe in der Verbesserung der Konstitution und Steigerung der Abwehrkraft. Dafür hat die Naturheilkunde wirksame und tiefgreifende Möglichkeiten. Unterbleibt diese Regulierung, kann sich aus dem anfälligen Kind ein chronisch kranker Erwachsener entwickeln, der ständig an seiner Verschleimung, seinem überempfindlichen Magen-Darmtrakt, an Blasenentzündungen und Gelenkbeschwerden herumkuriert. Der Lymphatiker ist derjenige Typ, der ohne therapeutische Hilfe mit widrigen Umwelteinflüssen nicht zurechtkommt. Er leidet mehr als der robuste Braunäugige unter feuchtkalter Witterung, plötzlichem Wetterwechsel oder unter Zugluft. Selbst der kranke Mitmensch wird für ihn zu einer stärkeren Bedrohung als für den widerstandsfähigen Nachbarn. Hält er sich in der Grippezeit in einem Kaufhaus, im Omnibus oder im Wartezimmer seines Arztes in der Nähe ständig Hustender oder Niesender auf, fängt er sich schnell eine langwierige Influenza ein. Auch die heroische Abhärtung, die ihm wohlwollende Ratgeber einreden, erreicht bei ihm das Gegenteil, eine noch größere Empfindlichkeit.