Sonntag, 25. März 2012
Magnetopathie
Rudolf Thetter, ein Ingenieur des Wiener Wasserbauamtes, erkrankte in der Mitte seines Lebens an einem Nierentumor. Vor einer geplanten operativen Entfernung der befallenen Niere versuchte er es mit einem letzten Strohhalm, einem Handaufleger, dem Wiener Arzt Grazinger, der sich mit gutem Erfolg auf Heilmagnetismus spezialisiert hatte. Die Behandlung schlug an, nach 40 Sitzungen war Thetter geheilt und blieb es lebenslang. Doch die Kur war für Thetter auch noch in anderer Hinsicht eine Lebenswende. Dr. Grazinger hatte seine heilenden Hände entdeckt und lernte ihn als Assistent in seiner Praxis an. Die Menschenkenntnis des alten Arztes erwies sich als richtig. Rudolf Thetter konnte bald mit Einverständnis seiner Ehefrau den Beamtenberuf an den Nagel hängen und brachte es in wenigen Jahren zu einer Berühmtheit, die weit über die Grenzen Österreichs hinausging. Thetters großes Verdienst für die Naturheilkunde liegt darin, dass er die Erfahrungen von fünfunddreißig Jahren als "konzessionierter Heilmagnetiseur" ausführlich, übersichtlich und logisch in seinem Buch "Magnetismus, das Urheilmittel" gesammelt hat. Bei der Schilderung der Grundlagen bringt er den physikalischen Begriff Magnetismus in Verbindung mit der Erfahrung, dass jeder Mensch eine Ausstrahlung besitzt, die er bei jedem Händedruck, jeder Berührung, jedem Blick seinen Mitmenschen mitteilt. "Magnetisches Heilen" ist die bewusste Übertragung von Vitalkraft von einem Gesunden auf einen Kranken, bei dem diese Kraft ein Defizit und eine Fehlsteuerung ausgleicht. Die Art der Krankheit spielt keine Rolle, solange sie überhaupt noch heilbar ist. Dennoch scheint jeder Magnetopath bevorzugte Beziehungen zu bestimmten Leiden zu besitzen. Rudolf Thetter schildert Heilungen vielfältigster Art, doch war er besonders erfolgreich bei Herz- und Nervenerkrankungen, einschließlich Psychosen. Übermittler der Heilkraft sind die beiden Hände, denen eine unterschiedliche Wirkung zugeschrieben wird. Die Kraft der rechten Hand bewirkt Stärkung, Umwandlung, Auflösung, aber auch Befeuerung, die der linken Verminderung, Zusammenziehung, Abstoßung. Im ganzen menschlichen Körper herrscht eine Polarität, eine Trennung in Plus und Minus, in Positiv und Negativ. Man kann es sich derart vorstellen, dass der Körper durch eine Symmetrieachse in zwei Teile geteilt wird, die zueinander in Spannung stehen. Die rechte Seite besitzt eine Plus-Spannung, die linke Seite eine Minus-Spannung. Polarität herrscht ebenfalls zwischen Kopf und Füßen, zwischen Körpervorder- und Rückseite. - Jede magnetopathische Behandlung beginnt mit der Kontaktaufnahme zwischen Heiler und Patient. Dies kann durch ein Auflegen der Hände auf den Kopf oder auf die Schultern geschehen. Der Patient liegt entweder angekleidet auf einer bequemen Liege oder sitzt entspannt auf einem Stuhl. Die Behandlung erfolgt durch Handgriffe, hauptsächlich aber durch ein Streichen in geringem Abstand vom Körper vom Kopf bis zu den Füßen oder über erkrankte Zonen. Thetter hat entsprechend bestimmten Krankheitsbildern Griffe und Strichrichtungen entwickelt, deren Ausführung und Zweck er detailliert beschreibt und durch Fotos illustriert. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass der Behandler möglichst seine aktive Konzentration ausschalten und sich seiner Sensibilität überlassen soll. Diese wird im Lauf einer längeren Erfahrung sein Unterbewusstsein immer besser und sicherer leiten, dem Kranken diejenige Kraft im richtigen Maß zufließen zu lassen, die an der entsprechenden Stelle heilend, schmerzlindernd, aufbauend, reinigend, abwehrend, auflösend oder abstoßend wirkt.
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