Sonntag, 12. Februar 2012

Die neurogene Disposition

Während sich eine Reihe von Untergruppen der lymphatischen Konstitution auf die Insuffizienz des Lymphsystems und die hier besonders anfälligen Organe Nieren, Lunge und Magen-Darm erstreckt, umfasst die neurogene Iris vor allem das Nervensystem. Hier weisen schon das oberflächliche Bild, der zarte Blauton und die zierliche Stromazeichnung auf einen sensiblen Menschen hin. Bei dieser Disposition finden sich alle nervlichen Aspekte körperlicher Erkrankungen, der erhöhte Verbrauch von Nervenenergie und die frühe Erschöpfungsphase aller Regulationssysteme. Schwierigkeiten, die nervlich Stabile leicht in den Griff bekommen, sind für Neurogen-Lymphatiker fast unüberwindlich. Die Schulmedizin reiht sie in das Fachgebiet "Psychosomatik" ein, ohne allerdings eine schlüssige Definition von Psyche zu liefern. Der Gesunde hält sie für Simulanten oder für "hysterisch". Beides stimmt nicht. Sie leiden selbst am meisten an ihrem zwanghaften Abtauchen in eine oft sehr ausgeprägte Krankheit, sobald eine unangenehme Pflicht an sie herantritt. Wenn sie am Burn-out-Syndrom erkranken, ist es bei ihnen tatsächlich eine schwere körperliche Erschöpfung, die von einer Arbeitsüberhäufung in einer verständnislosen, abweisenden Umgebung herrührt. Ihre Depressionen sind die Folgen der Diskrepanz zwischen den eigenen überzogenen Ansprüchen und dem erreichten, oft kläglichen Ergebnis, das zudem von Kollegen und Vorgesetzten noch ironisch verhöhnt wird. Häufig leiden sie an Einschlafstörungen, durch die sie sich immer intensiver in ihr berufliches und privates Elend hineinsteigern. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, brauchen sie einen Menschen, der sich in ihre Lage versetzen kann, ihren Charakter und ihre Stärken erfasst und ihnen Mut macht. Sie sind beim Heilpraktiker gut aufgehoben, denn er nimmt sie ernst und kann ihnen helfen. Sie kosten ihn oft viel Geduld, denn sie schildern ihre Beschwerden gern exzessiv ausführlich. Doch das Zuhören gehört zur Therapie. Es darf nur nicht beim Jammern bleiben, der Behandler muss für sie ein Programm erstellen, das sie nicht überfordert und ihnen berechtigte Hoffnung auf Heilung gibt. Sie brauchen vor allem aufbauende Arzneien. Mir persönlich haben sich in meiner Praxis phytotherapeutische und komplexhomöopathische Antidepressiva und Schlafmittel, zur Nervenkräftigung die Schüsslersalze, vor allem als Komplexe, sehr bewährt. Wichtig ist auch eine regelmäßige manuelle Behandlung. Ich habe diesen Patienten gerne die Reflexzonenmassage der Füße oder eine Schröpfmassage des Rückens vorgeschlagen. Das sind keineswegs palliative Streicheleinheiten, sondern erfassen reinigend und stärkend alle inneren Organe, außerdem harmonisieren sie das Nervensystem. Wichtig ist allerdings, dass der Patient nicht schon an chemische Schlafmittel oder an den langzeitigen Gebrauch chemischer Antidepressiva gewöhnt ist.

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