Sonntag, 8. April 2012

Geistheilung

Geistheilung ist die medizinisch-therapeutische Seite des Spiritismus. Sie ist ganz wörtlich die Heilung durch einen Geist, durch den Seelenleib eines im Jenseits weiterlebenden Verstorbenen, dem die Fähigkeit zugetraut wird, Kranke zu heilen. Der Heiler nennt ihn "Geistführer" und besitzt die Gabe, in Trance oder im Wachzustand zu mehreren dieser "Geistführer" Kontakt aufzunehmen. Er erfährt günstigenfalls von ihnen Namen und Symptome der Krankheiten, es werden ihm Heilungsmöglichkeiten mitgeteilt oder die Geistführer bedienen sich seiner Hände, um heilende Kraft in den Körper des Kranken überfließen zu lassen. Der berühmteste Geistheiler seiner Zeit war der Engländer Harry Edwards, 1893 geboren und vor etwa vierzig Jahren gestorben. Nach dem Zeugnis seiner Zeitgenossen war er eine ehrliche, selbstlose und von tiefer Menschenliebe erfüllte Persönlichkeit. Millionen von Kranken strömten zu seinen Heilungsgottesdiensten. Über seinen Lebensweg, seine Weltanschauung, Methode und Erfolge verfasste er mehrere Bücher, die einen wahren Boom der Geistheilung auslösten. Harry Edwards durchlief in seiner Entwicklung mehrere Stadien. Ursprünglich versetzte er sich vor jeder Heilungstätigkeit in Trance und nahm Kontakt zu seinen Geistführern auf. Er war davon überzeugt, dass ihm die Hilfe mehrerer Ärzte, die zu ihren Lebzeiten Kapazitäten auf ihrem Gebiet waren, zuteil wurde. Später gab er diese Tranceheilung völlig auf und warnte sogar davor, da sie zu einer einseitigen Beschränkung und allzu verehrungsvollen Bindung an bevorzugte Abgeschiedene führte. Er wandte sich von da an in andächtiger Verfassung an geeignete jenseitige Wesen mit der Bitte, durch seine Hände heilend zu wirken. - Während mehrere christliche Sekten, vor allem in Großbritannien, den USA und Südamerika, einen sorglosen Umgang mit dem Spiritismus pflegen, lehnen ihn alle traditionellen christlichen Kirchen strikt und mit triftigen Gründen ab. Wohl gehört das Weiterleben der Seele nach dem körperlichen Tod zu den christlichen Grundwahrheiten, doch betrachten Katholiken und Protestanten die Jenseitswelt mit größtem Respekt und wollen auch keine Einzelheiten davon wissen. Jenseitige sind für sie entweder Vollendete, Büßende oder Verdammte, keinesfalls dürfen sie Experimentierobjekte einer wissenschaftlich gefärbten Neugierde sein. Außerdem ist das okkulte Reich "Jenseits" in den Augen der Theologen kein durch Trancemedien jederzeit zugänglicher Aufenthaltsort von verfügbaren Geistern. Da es selbst nach Ansicht der Spiritisten außer von gutartigen, hilfsbereiten Seelen auch von Lügengeistern und Dämonen bevölkert ist, kann es sogar gefährlich werden, mutwillig in dieses geheimnisvolle Dunkel einzubrechen.

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