Dienstag, 3. Januar 2012

Das Berufsbild des Heilpraktikers

Den Heilpraktiker gibt es nur in Deutschland. Er ist ein Kind der sogenannten Kurierfreiheit, die im Deutschen Reich 1869 durch den Norddeutschen Bund eingeführt wurde. In diesem Zusammenhang ist von Bismarck ein weiser Spruch überliefert: "Wem Gott die Heilungsgabe in die Wiege gelegt hat, dem darf sie der Staat nicht verbieten." Kurierfreiheit bedeutet mit einigen Einschränkungen das Recht auf Ausübung der Heilkunde ohne Medizinstudium. Als die Nationalsozialisten dann sechzig Jahre später an die Macht kamen, war ihnen diese Freiheit suspekt. Bei ihrer Vorliebe für das Erlassen vollmundiger Gesetze pressten sie die kurierfreien Naturheilkundigen in ein Heilpraktikergesetz, das von vornherein sinnlos war, weil gleichzeitig die Fachschulen geschlossen wurden und damit der Berufsstand zum Aussterben verurteilt war. Nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft warteten die Heilpraktiker trotz der sonstigen raschen Beseitigung aller Nazispuren noch sieben Jahre lang auf die Wiedereröffnung ihrer Schulen.

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