Sonntag, 29. Januar 2012
Die Lehrer
Lehrerinnen und Lehrer sind Heilpraktiker mit meist sehr frequentierten Praxen. Eine gutdurchdachte Organisation sorgt dafür, dass sie ihre hauptberuflichen Verpflichtungen erfüllen können, aber an den Unterrichtstagen der Schule voll und ganz zur Verfügung stehen. Sie haben alle die schwierige Aufgabe zu erfüllen, riesige Stoffgebiete aufs Wesentliche zu komprimieren, ohne dabei Wichtiges durch übertriebene Vereinfachung zu vernachlässigen. Sämtliche Gebiete der Medizin sind ernüchternd trocken und verlangen eine enorme Gedächtnisleistung. Wer noch keine Voraussetzungen mitbringt, muss viel Geduld und Fleiß aufbringen, sich aberhunderte von anatomischen, physiologischen, chemischen und physikalischen Begriffen einzuprägen. Aber gerade die manuellen Therapien der Heilpraktiker, Chiropraktik, Akupunktur, Neuraltherapie und jede Form von Reflexzonenbehandlung setzen gründliche Kenntnisse der Anatomie voraus, da der Behandler sonst mit ihrer oft punktgenauen Topografie nicht zurecht kommt. Ebenso ist es mit der Krankheitskunde. Wer später die Pathologie verstehen will, muss erst die Physiologie der Normalität kennen. Auch wird der Anwärter nur dann seine Naturheilkunde schätzen lernen, wenn er auch das mechanistisch-materialistische Weltbild der Schulmedizin kennt. Eine weitere Aufgabe des Lehrers besteht darin, die speziellen Begabungen der Schüler zu erkennen und zu fördern. Es ist zwar wichtig, im Unterricht das ganze Spektrum der naturheilkundlichen Diagnose- und Therapieformen den Klassen nahezubringen, dennoch wird es in der Praxis dann so aussehen, dass sich je nach Begabung und Neigung Spezialisierungen herausbilden. Das kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Der Patient ist heute sehr werbungsabhängig. Er hat z.B. in einer der vielen medizinischen TV-Sendungen von der heilsamen Wirkung der Blutegelbehandlung gehört. Nun gibt es für ihn für seine sämtlichen Beschwerden von Vertigo bis Migräne nur mehr eine einzige Wunderwaffe, den Blutegel. Er telefoniert in der ganzen Stadt herum, bis er einen Heilpraktiker findet, der auf diese Methode spezialisiert ist. Den betreffenden Behandler überfordert natürlich dieser Erwartungsdruck, der Patient ist enttäuscht, wenn er von seinem chronischen Ekzem oder seinem Ohrensausen nicht in kürzester Zeit geheilt wird. Er hat für eine gute Heilmethode eben ungeeignete Krankheiten. Unabhängig von dieser Gefahr deprimierender Erfahrungen wird es dennoch so sein, dass viele Schüler schon im zweiten Schuljahr erkennen lassen, ob aus ihnen tüchtige Augendiagnostiker, Homöopathen, Kräuterkundler, Akupunkteure oder Chiropraktiker werden. Anderen merkt man an, dass ihre Begabung im Gespräch mit dem Patienten liegt, in einer angeborenen guten Menschenkenntnis, in der Kraft einer überzeugenden Argumentation. Es besteht dann über die Schulzeit hinaus auch noch die Möglichkeit einer Assistententätigkeit bei einem "alten Hasen". Dieser hat aus einer langen Erfahrung heraus seinen eigenen Stil entwickelt, wie er zur Diagnose, zum Rezept und der Empfehlung einer ergänzenden Behandlung kommt. Diese Intuition lässt sich nicht lehren, was aber der Meister dem Schüler beibringen kann, ist ein System der Untersuchung, ein Hinweis auf Wichtiges und Nebensächliches in der Krankengeschichte, eine Beurteilung der therapeutischen Möglichkeiten. Naturheilkunde ist Erfahrungswissen. Sie kann nur dann zum Nutzen der Kranken lebensfähig bleiben, wenn sie selbstlos, neidlos und ohne Geheimniskrämerei von Generation zu Generation weitergereicht wird.
Die Ausbildung
Die Fachschulen sind das Herzstück des Heilpraktikerberufes. Ihre Qualität ist der Garant für die Rechtfertigung und das Fortbestehen eines Berufsstandes, der eine ärztliche Tätigkeit ohne Medizinstudium und ohne ärztliche Bestallung ausübt. Nach Möglichkeit unterhält jeder Landesverband eine Berufsfachschule für Naturheilweisen mit zwei- bis dreijähriger Studiendauer. Das Ziel ist vorgegeben: Der Schüler sollte nach dieser Ausbildung in der Lage sein, eine eigene Praxis zu eröffnen und vom ersten Tag ab Patienten zu behandeln. Vorher hat er jedoch noch eine unter Umständen sehr schwere Hürde zu überwinden, die amtsärztliche Überprüfung. Die Schule muss daher dem Anwärter ein gutfundiertes Wissen der Schulmedizin und eine gründliche Kenntnis der Gesetze, Pflichten und Einschränkungen seines künftigen Berufes vermitteln, bevor er zum wichtigsten Teil seiner Ausbildung, den naturheilkundlichen Disziplinen, kommt. - Mir persönlich ist die Münchner Schule, die jetzige Josef-Angererschule, bekannt, an der ich meine Ausbildung absolvierte. Sie gilt vermutlich, mit regionalen Unterschieden, als Beispiel für ganz Deutschland. Unsere Klasse bestand damals aus einer Reihe Angehöriger medizinischer Hilfsberufe, Physiotherapeuten, MTA, Masseuren, dann auch Medizinstudenten, die auf die Naturheilkunde umsattelten, Söhne und Töchter von Heilpraktikern, Reformhausinhaber, aber auch völlig Berufsfremde. Man bleibt drei Jahre lang in dieser Klassengemeinschaft, das fördert sehr bald schon persönlichen Kontakt, gemeinsames Lernen und Erarbeiten von manuellen Techniken. Medizinstudenten, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Masseure, Anhänger einer gesunden Ernährung und Schüler aus Heilpraktikerfamilien ergänzen sich gut und können sich gegenseitig helfen. Studenten und Heilberufe haben in den anatomisch-physiologischen Fächern einen Vorsprung, Physiotherapeuten und Masseure bringen darüber hinaus Kenntnisse der manuellen Techniken mit, die ihnen das Erlernen der heilpraktikerspezifischen Methoden erleichtern, Söhne und Töchter von Heilpraktikern besitzen meist schon fundierte Kenntnisse der Augendiagnose, der Heilpflanzenkunde und der Homöopathie. - Die Berufsfachschule hat die große Aufgabe zu bewältigen, den staatlichen Bestimmungen zu genügen, indem sie den Schülern die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der Schulmedizin vermittelt. Die weitaus größere Aufgabe ist aber, ihnen die geistigen Grundlagen und die praktischen Fähigkeiten ihres künftigen Berufes zu lehren. Dies geschieht in einem sehr klaren, übersichtlichen Aufbau des Lehrplanes. Das erste Jahr gehört der medizinischen Wissenschaft, bringt aber schon eine Einführung in die Lehre und Methodik der traditionellen Naturheilkunde. Im zweiten Jahr erlernt der Schüler das Handwerk seines künftigen Berufes, die Diagnosemöglichkeiten, manuellen Behandlungsformen und das wichtige Kapitel der Ausleitungsverfahren. Das dritte Jahr widmet sich bevorzugt der Heilmittelkunde. Hier wird auch schon praktisch am Patienten gearbeitet. Die Fachschule unterhält ein Ambulatorium, in dem unter Anleitung von Lehrern Kranke klinisch und irisdiagnostisch untersucht und therapeutisch beraten werden. - Ein wichtiger Aspekt des Unterrichts ist die Vorbereitung auf die Amtsarztprüfung, bei der neben Anatomie, Physiologie und allgemeiner Pathologie vor allem gründliche Kenntnisse aller Infektionskrankheiten, der Hygienevorschriften und der Gesetzeskunde vorausgesetzt werden. Ihren aktuellen Wissensstand müssen die Schüler durch regelmäßige Klausuren und mündliche Prüfungen beweisen. - Ein Heilpraktiker ist lebenslang ein Lernender. Für die Schwerpunkte, die er diagnostisch und therapeutisch in seiner Praxis setzt, gibt es Arbeitskreise, die sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterbildung treffen. Außerdem gehört jedes Mitglied des Fachverbandes einem Bezirk mit Sitz in der nächstgelegenen größeren Stadt an, der regelmäßige Wochenendkurse veranstaltet. Wer seine knappe Freizeit lieber zu Hause im Kreis der Familie zur Regeneration von den Strapazen der Woche verbringt, dem bleiben als Alternativen die hervorragende Zeitschrift "Naturheilpraxis" und eine Fülle von Fachbüchern. Einzelhomöopathen, Komplexhomöopathen, Phytotherapeuten und Spagyriker sollten sich tunlichst der eisernen Disziplin unterziehen, täglich die Arzneimittelbilder, bzw. die Zusammensetzung der Komplexmittel oder Spagyrika zu memorieren und sich über Neuentwicklungen auf dem laufenden zu halten. Auch sollte der Heilpraktiker seine Patienten, nachdem sie seine Praxisräume verlassen haben, in Gedanken weiterbegleiten, um für ihre Beschwerden aus vielen passenden Möglichkeiten ein optimales Rezept zu finden.
Nebenwirkungen eines Schlafmittels
Die neueste Generation der chemischen Schlafmittel ist anscheinend Zolpidem, dem in kurzen Abständen Zopiclon folgt. Beide Substanzen sind in etwa 20 Präparaten mit unterschiedlichsten Namen enthalten. Das große Angebot lässt darauf schließen, dass das Mittel millionenfach und nicht nur zu der von den Herstellern angeratenen Indikation "Kurzzeitmittel bei Schlafstörungen" verordnet und verwendet wird. Beide Mittel setzen in Gehirnzentren an, die für den Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich sind. Dafür müssen sie fettlöslich sein, um die fetthaltige Gehirnschranke zu überwinden. Sie wirken schlaffördernd durch hemmenden Einfluss auf die Gehirnfunktion, indem sie die Kommunikation zwischen den Nervenzellen reduzieren und die Übertragung elektrischer Impulse blockieren. Die dadurch erreichte Drosselung der Gehirntätigkeit erleichtert das Einschlafen, außerdem dämpft sie Angstzustände und erzeugt eine euphorische Stimmung. - Die Wirkung eines synthetischen gehirnwirksamen Medikamentes ist mit dem Betreten eines Raumes vergleichbar, dessen Wände mit sehr vielen Schalttafeln bedeckt sind. Ein Monteur, der über das System der Anlage nicht informiert ist, hat den Auftrag, das Licht auszuknipsen. Er versucht eine Vielzahl von Schaltern, bis er den richtigen gefunden hat, er lässt aber die anderen Schalter gedrückt. Doch auch sie haben einen Zweck, sie lösen einen für den Monteur unsichtbaren Effekt aus. Ähnlich verhält es sich mit dem synthetischen Medikament, es verhilft schnell zum erwünschten Erfolg, doch es schießt über das Ziel hinaus, es schafft eine Menge Verknüpfungen mit benachbarten Zentren, die sinnlos und schädlich sind. So lässt es sich erklären, dass schon die sieben Nebenwirkungen dieser beiden Substanzen, die Nervensystem und Psyche betreffen, derart schwerwiegende Körperstörungen und Persönlichkeitsveränderungen wie Ataxie, Verwirrtheit, Schwindel und Amnesie hervorrufen können. Auch die sonstigen Risiken sind nicht von Pappe, wenn sie auch nur sehr verschwommen als Magen-Darm- oder Sehstörungen angegeben werden. Schlafmittel mit dem Wirkstoff Zoleplon beeinflussen darüber hinaus auch noch Gehör, Geruch, Geschmack, das Immunsystem und bei Frauen häufig den Urogenitaltrakt. Die Kopfschmerzen bei Therapiebeginn und die Tagesmüdigkeit nehmen sich dagegen noch unerheblich aus. Doch die Entzugserscheinungen sollten zu denken geben: außergewöhnliche Angst, Verwirrtheit, Reizbarkeit, Realitätsverlust, Persönlichkeitsstörungen, Überempfindlichkeit gegen Licht, Geräusche und körperlichen Kontakt, Taubheitsgefühl in den Extremitäten, Halluzinationen oder epileptische Anfälle.
Nebenwirkungen der Antibiotika
Die Entdeckung des Penicillins 1941 war die größte medizinische Revolution des 20.Jahrhunderts. Mit den Antibiotika (A) hat die Wissenschaft sogar Medikamente biologischer Herkunft in der Hand. Absonderungen bestimmter Schimmelpilze besitzen die Eigenschaft, Bakterien in ihrem Wachstum zu hemmen oder sogar zu töten. Da ein sehr großer Teil aller Krankheiten bakteriell verursacht ist, besitzt die Medizin in den A. eine wirksame Waffe im Kampf gegen eine Vielzahl von Krankheiten, die vor dieser Ära lebensbedrohlich waren. Die Forschung hat fieberhaft und mit Erfolg daran gearbeitet, gegen jede einzelne Infektionskrankheit eine geeignete Waffe zu finden. Der Vergleich mit einer Waffe ist nicht falsch. Es handelt sich beim Einsatz der A. um eine kriegerische Methode. Die Abwehrkraft des menschlichen Körpers und das Medikament arbeiten Hand in Hand gegen einen rücksichtslosen Feind. Das A. schwächt die Bazillen und hindert sie an der Vermehrung, dadurch haben die Leukozyten des menschlichen Blutes leichtes Spiel, sie zu überwältigen. Wenn der menschliche Organismus bei massivem Bakterienbefall schon zu sehr geschwächt ist, übernehmen die A. die ganze Arbeit und töten die Bakterien völlig ab. Doch diese Perfektion hat auch ihre Schattenseiten. Wirkt das A. zu kurz oder in zu schwacher Form, erholen sich die angeschlagenen Bakterien wieder, haben nun eine Resistenz gegen ihre Feinde entwickelt und wüten schlimmer als zuvor. Der Arzt muss auch zuverlässig diagnostizieren, dass der Infekt von Bakterien ausgelöst wird, denn gegen Viren sind die A. bis auf einen kleinen Teil der allerneuesten Entwicklungen wirkungslos. Er muss auch das passende A. wählen, ein ähnliches, verwandtes ist ebenfalls wirkungslos oder in der Wirkung unzulänglich. - Wo kann eine naturheilkundliche Kritik an den Antibiotika ansetzen? Sie werden oft unnötig und ohne Rücksicht auf die Konstitution des Patienten eingesetzt. Auch bei banalen Erkältungskrankheiten, vor allem bei Kindern, setzt sie der Arzt häufig und ohne Erwägung wirksamer aber unschädlicher Alternativmittel der biologischen Medizin ein. Bei chronischen entzündlichen Erkrankungen werden sie über einen allzu langen Zeitraum angewandt. Der Krankenhauspatient ist völlig wehrlos oft massiven A.-Dosen ausgesetzt, ohne dass man ihn ausreichend über mögliche Nebenwirkungen informiert. - Antibiotikaeinsatz ist ein Rundumschlag, ein Flächenbrand. Die Schimmelpilze greifen nicht nur krankmachende Bazillen an, sondern vernichten auch eine Vielzahl von Bakterien, die der Körper zum Gesundsein braucht, z.B. die Darmbakterien, die für die Verdauung und für die Bildung einer Reihe von Vitaminen unbedingt notwendig sind. Mit der Vernichtung allein ist es aber nicht getan. Wo diese körperfreundlichen und nützlichen Bakterien verdrängt werden, dringen sofort ungeschützt gefährliche Schädlinge, Fäulniserreger und Pilze ein. Es wird also nicht nur ein wohlausgewogenes Gleichgewicht gestört, sondern es werden auch für einen langen Zeitraum Schäden gesetzt. - Noch schwerwiegender ist aber ein anderes Problem, die zunehmende Resistenz der Bakterienstämme und ihre Mutationen. Die aktuell erforderlichen A. müssen sich der zunehmenden Aggressivität der Erreger anpassen. Was gestern noch einen durchschlagenden Erfolg zeitigte, ist heute eine läppische Streicheleinheit. Die Bakterien entwickeln immer raffiniertere Techniken, um zu überleben. Sie maskieren, verschwistern, verniedlichen sich, wachsen sich zu grässlichen Monstern aus und erneuern ständig ihr Waffenarsenal. Wir haben heute schon eine Flut unerklärlicher Krankheiten, eine Woge schwerheilbarer Morbidität rollt auf uns zu. Das lässt sich ganz nüchtern vom Katalog der Nebenwirkungen ablesen. das relativ harmlose Penicillin produziert etwa 10 ernstzunehmende Nebenwirkungen, die modernen Weiterentwicklungen bringen es auf eine stattliche Ausbeute von etwa 18 Treffern. Bereits bei Penicillin gibt es eine Menge subjektiv unangenehmer Begleiterscheinungen wie Nesselsucht, Übelkeit, Meteorismus, Durchfall, aber auch bedrohliche Formen wie Nephritis, Blutbildveränderungen bis zur hämolytischen Anämie. Begünstigt schon Penicillin die Bildung von Sprosspilzen, so kommen bei der neuen Generation auch noch zentralnervöse Störungen von Schwindel bis Halluzinationen und Hörbeeinträchtigungen wie Tinnitus und Taubheit hinzu. Noch bedrohlicher ist die Gefahr von Leberschädigungen, die sich in einem Anstieg der Transaminasen und des Bilirubins im Blut zeigen. Es leuchtet ein, dass Stoffwechsel- und Abbauprodukte der A. die ohnehin schon überlastete Leber massiv in Mitleidenschaft ziehen.
Samstag, 21. Januar 2012
Nebenwirkungen von Cortison
Die moderne Medizin geht davon aus, dass viele Krankheiten durch Fehlverhalten des Körpers ausgelöst werden, indem äußere Reize überschießende Schutzreaktionen in Gang setzen. An diesen Reizen fehlt es wahrlich nicht, die Atemluft ist durch Auto-und Kaminabgase verseucht, unsere Lebensmittel von Brot bis Wurst und von Marmelade bis Fleisch enthalten Dutzende chemischer Konservierungs- und Farbstoffe, Stabilisatoren und Geschmacksverbesserer. Obst, Salat und Gemüse stammen zum großen Teil aus übersäuerten Böden und schaden mit Resten von Abbauprodukten des Kunstdüngers. Kaffee, Tee, Wein und Bier werden in der Wachstumsphase ihrer Grundstoffe reichlich mit Pestiziden gespritzt, deren Ablagerungen das Endprodukt belasten. Dies alles summiert sich im Lauf der Jahre zu einer ganz stattlichen Menge von Fremdstoffen, die für den Körper unverdaulich sind und sein Gleichgewicht stören. Er wehrt sich gegen diese Vergiftung durch eine Überempfindlichkeit und reagiert auch auf harmlose Substanzen seiner gewohnten Umgebung mit dramatischen Erscheinungen, er niest, erbricht, hustet bis zur Atemnot, scheidet mit ständigen Durchfällen über den Darm aus und kann sogar einen lebensbedrohenden anaphylaktischen Schock produzieren. Die Medizin vermutet, dass auch viele Formen rheumatischer Muskel- und Gelenkentzündungen durch ein allergisches Fehlverhalten des Organismus ausgelöst werden. Hier hilft zuverlässig Cortison, seit die Pharmakologen die entzündungshemmende Wirkung des Hormons der Nebennierenrinde entdeckt haben. Cortison und die Corticoide kommen auch nach Organtransplantationen in sehr großem Umfang zum Einsatz. Normalerweise wehrt sich der Körper vehement gegen das Austauschen kranker Organe durch Herz, Leber und Nieren von Leichen oder gegen Kunststoff- oder Metallgelenke. Diese Abwehr auszuschalten bekommt Cortison in den Griff. Der große Nachteil liegt darin, dass es bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma, Asthma, hartnäckigen Allergien und nach Organverpflanzungen jahrelang eingenommen werden muss. Hier kommt es dann zu massiven Nebenerscheinungen. Deren Ursache kann sein, dass die künstliche Zuführung eines Hormons über einen längeren Zeitraum den gesamten Drüsenapparat in Unordnung bringt und dadurch eine wohlausgewogene Harmonie stört. Die Hauptnebenwirkungen Ödeme, Verfettung, Osteoporose und Abwehrschwäche werden vermutlich durch ein Niederknüppeln der jeweiligen Gegenspieler verursacht, die im sinnvollen Hormongeschehen für den Wasserhaushalt, den Stoffwechsel, das Einlagern von Kalzium in den Knochen und für die ausreichende Bereitstellung von Leukozyten bei Infekten verantwortlich sind. Die sonstigen Nebenwirkungen nach der "Roten Liste" sind nicht häufig, aber doch erschreckend: Muskelschwäche, verzögerte Wundheilung, Knochennekrose, Katarakt und Glaukom, Pankreatitis, Diabetes, Kleinwuchs bei Kindern. - Dennoch wird niemand bestreiten, dass es für Cortison bei der heutigen Höchstentwicklung der offiziellen Medizin keine Alternative gibt. Das gilt auch überall dort, wo eine zuverlässig schnelle Wirkung erzielt werden muss, für die Antibiotika, die Schmerz- und Schlafmittel, Hypertonika und Antidepressiva. - Die Patienten des Heilpraktikers nehmen zum großen Teil schon lange Zeit ihre allopathischen Medikamente ein. Es wäre leichtfertig, sogar kriminell, sie ihnen nach der Art des alten Hahnemann rigoros zu verbieten. Der Heilpraktiker muss im Interesse seiner Patienten einen befriedigenden Kompromiss zwischen seiner Weltanschauung und der Schulmedizin finden.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen allopathischer Medikamente sind ein großes Tabuthema unserer Gesellschaft. Jede Arznei enthält zwar einen Beipackzettel, dem neben Indikation und Dosierung ein Katalog von Nebenwirkungen beigefügt ist. Um sich aber in diesem Gestrüpp meist lateinischer Krankheitsnamen zurechtzufinden, müsste der Kranke zu jedem Begriff das Lexikon befragen. Unterzieht er sich tatsächlich dieser Mühe, gerät er in Panik und löchert seinen Arzt bei der nächsten Konsultation mit vielen Fragen. Dieser kann sie ihm aber aus Zeitmangel nicht beantworten und beschwichtigt ihn mit Verharmlosungen. Wahrscheinlich sind diejenigen Patienten am unkompliziertesten, die den Beipackzettel ungelesen wegwerfen und ihren primären Krankheiten nicht auch noch die Suggestion möglicher Nebenbeschwerden aufpfropfen. Außerdem gibt ihnen die Erfahrung recht: viele Nebenwirkungen stellen sich erst nach langer Einnahme ein, viele werden nicht als solche erkannt, eher als das Auftreten neuer Beschwerden gedeutet, zudem verträgt der menschliche Körper in seiner Robustheit eine Menge Gift. - In unserer Zeit eröffnen die Fortschritte der Chemie völlig neue Perspektiven, der Mensch wird zum Schöpfer einer künstlichen Welt. Er entfernt sich weitgehend von den herkömmlichen natürlichen Baustoffen, Textilien und Farben. Er ersetzt Metall, Holz und Glas durch Plastik; Wolle, Baumwolle und Seide durch Kunstfasern. Es gelingt ihm sogar, eine Reihe von Nahrungsmitteln im Labor genießbar und magenverträglich zu synthetisieren. Von hier ist nur ein kleiner Schritt zur synthetischen Medizin, der weitestmöglichen Loslösung von Vorgaben der Natur und der Schaffung von Neuem, das wie ein Autotyp oder eine Stanzmaschine den Bedürfnissen der Verbraucher entspricht. Die Erfinder dieser Arzneien sind nicht mehr durch erfahrungsheilkundliche Vorgaben eingeengt. Sie sind Architekten, die ein Haus nach den Wünschen des Auftragsgebers entwerfen, Konstrukteure, die einen Auftrag der Industrie ausführen und einen riesigen Markt bedienen, die Krankheiten der ganzen Welt. Es ist auch eine Geschichte ständigen Fortschritts, immer neue Substanzen entquellen den Labors, es wimmelt von Phosphamiden, Anthralinen, Clonidinen, Estriolen und ihren Derivaten. - Dennoch muss sich die Chemo-Medizin bei allen spektakulären Erfolgen fragen lassen, ob sie tatsächlich Heilung erreicht und nicht nur Symptomunterdrückung. Ob das Totschlagen von Erregern und das Erzwingen einer raschen Beschwerdefreiheit nicht teuer erkauft wird durch Verschleppung in die Chronizität und das Verdrängen des Krankheitsgeschehens auf andere, noch gesunde Organe.
Die Ärzte für Naturheilverfahren
Das Medikament "Contergan" verursachte in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland eine Tragödie apokalyptischen Ausmaßes. Etliche tausend Säuglinge, deren Mütter in der Schwangerschaft dieses chemische Beruhigungs- und Anti-Übelkeitsmittel eingenommen hatten, kamen mit grauenhaften Fehlbildungen oder sogar dem Fehlen von Gliedmaßen und Organen auf die Welt. Niemand konnte diese Katastrophe voraussehen. "Contergan" galt damals als besonders verträglich und nebenwirkungsarm. es war die modernste Generation einer langen Reihe chemischer Sedativa, in mehreren Jahren Forschung kritisch und nach wissenschaftlichen Maßstäben gründlich geprüft, im Tier- und Menschenversuch ausreichend erprobt. Es waren allerdings aus humanitären Gründen unter den menschlichen Probanden keine schwangeren Frauen, unter den Versuchstieren keine trächtigen Ratten, das sollte sich später als verhängnisvoll herausstellen. - "Contergan" bewirkte damals in Deutschland ein Umdenken, vor allem in der Bevölkerung. Der logische Schluss lag nahe, dass dieses Fiasko mit Baldrian, Passiflora, Hopfen, Melisse und anderen sedierenden Heilpflanzen nicht vorgekommen wäre. Die zweite Folgerung war, dass möglicherweise alle naturfremden, synthetisch erzeugten Medikamente ein unkalkulierbares Risiko bergen. Auch der Staat reagierte, die Forschung wurde angewiesen, neue Medikamente mit noch ausgeklügelteren und umfangreicheren Tierversuchen und Testreihen an Kliniken abzusichern. Die zweite Novität betraf die Begleitzettel der Medikamente. Hier musste der Patient noch ausführlicher als bisher über alle nur möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt werden, um die Möglichkeit zu besitzen, sich für oder gegen das Medikament zu entscheiden. - Der ausdrückliche Wunsch der Bevölkerung nach biologischen Heilmethoden zwang auch die Ärzte zu einem Umdenken. Sie interessierten sich nun für Alternativen und wurden dazu auch von ihren Berufsverbänden animiert. Ärzte tauchten nun immer öfter in den Seminaren der Heilpraktiker für Phytotherapie, Komplexhomöopathie, Augendiagnostik, Akupunktur, Chiropraktik und Reflexzonenbehandlungen auf, bis sich dann später eigene Schnell-Ausbildungsstätten für Ärzte gründen konnten. Heute ist es selbstverständlich, dass Allgemein-und Fachärzte Chiropraktik, Magnetfeldbehandlung, Akupunktur, Neural- und orthomolekulare Therapie sowie petechiale Saugmassage anbieten. Der Knackpunkt ist nur, dass es für Pflichtversicherte diese Therapien auch vom Arzt nicht zum Nulltarif gibt. Es übernehmen zwar außer den Privatkassen einige Ortskranken- und Ersatzkassen wenigstens auf Kulanzbasis einige dieser Heilverfahren, doch die jeweiligen Bewilligungen sind durch viele Einschränkungen begrenzt. Noch schlechter sieht es mit den Verordnungen von Biomedizin aus. Muss der Patient schon freiverkäufliche allopathische Medizin aus eigener Tasche berappen, dann erst recht, wenn ihm sein Naturheilarzt eine pflanzliche Spezialität, ein Schüsslersalz oder gar ein Homöopathikum empfiehlt. Die entscheidende Frage ist aber, ob der Arzt, dem auf der Universität ein materialistisches Weltbild vermittelt wurde, auf die völlig konträre Betrachtungsweise der Naturheilkunde umschalten kann, ob er gewillt ist, Darwin, Freud, Virchow durch Paracelsus, Hahnemann und Hildegard von Bingen zu ersetzen.
Das deutsche Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitssystem besteht aus fünf Blöcken, der Ärzteschaft, der Pharma-Industrie, den Krankenkassen, dem Gesundheitsministerium und den Heilpraktikern. Die größte Macht liegt in den Händen der Pharma-Giganten, die geringste Lobby besitzen die Heilpraktiker. Der Staat duldet sie, solange sie nicht in die Negativschlagzeilen geraten. Dazu braucht es aber nicht viel, die Talkshows des Fernsehens, Artikelserien der Politikmagazine und medizinische Radiodiskussionen lassen keine Gelegenheit aus, die Methoden der Heilpraktiker mit angeblich wissenschaftlichen Argumenten zu widerlegen oder lächerlich zu machen. - Für Ärzteschaft und Chemopharma-Industrie sind die Heilpraktiker ein Dorn im Auge, denn sie sind Kritiker und Mahner zugleich. Sie stellen vieles in Frage, was der Ärzteschaft zur Routine geworden ist und wovon die Pharma-Konzerne üppig profitieren, die zahlreichen Impfungen der Kleinkinder, der viel zu häufige Griff zum Skalpell, die Bagatellisierung der Nebenwirkungen synthetischer Arznei, die langfristige Verordnung von Cortison, der Antibiotika und Schlafmittel. - Die Funktionäre der Ärzteverbände machen kein Hehl daraus, dass sie in Anpassung an die meisten anderen Länder der Europäischen Gemeinschaft ein Verbot der Heilpraktiker anstreben. Eine Reihe gesetzlicher Bestimmungen der letzten Jahre legt den Verdacht nahe, der Staat ließe sich vor diesen Karren spannen. So hat die Contergan-Katastrophe dazu geführt, dass ausgerechnet die Hersteller biologischer Arznei einer unangemessen strengen Überprüfung unterzogen wurden, deren unerschwingliche Kosten viele Firmen an den Rand des Ruins geführt haben. Ein weiterer Schritt in der Taktik kleinlicher und ermüdender Bürokratismen ist die Bestimmung, dass biologische Hersteller homöopathischer, spagyrischer und biochemischer Komplexmittel, die für genau definierte Erkrankungen zusammengesetzt sind, den Verpackungen keine Indikationsangaben mehr beifügen dürfen. Auch der Verordner selbst darf nicht über die Indikation informiert werden, es ist auch nicht erlaubt, im Medikamentennamen auf den medizinischen Einsatz hinzuweisen. Diese Bestimmungen begründet das Ministerium immer sehr wortreich und scheinbar logisch, sie schaffen aber in der Praxis Situationen, die dem Patienten mit vernünftigen Argumenten nicht vermittelbar sind.
Sonntag, 15. Januar 2012
Die Sprechstunde
Das Sprechzimmer eines jeden Therapeuten ist der Ort einer wichtigen Begegnung. Nirgends sonst ist der Kranke so bereit, sich offen auszusprechen, als vor derjenigen Autorität, von der er sich Hilfe erwartet. Für jeden anderen seiner Umgebung ist seine Krankheit uninteressant, doch Arzt und Heilpraktiker nehmen ihn ernst. Wenn sie auch seine Symptome relativieren und unterschiedlich bewerten, so haben sie doch das ehrliche Bestreben, ihm zu helfen. Beide wollen ihn heilen, beide wollen sich keiner Kunstfehler schuldig machen. Beim Arzt besteht der Kunstfehler darin, nicht auf der Höhe der Zeit zu sein, den Patienten nach überholten Erkenntnissen der medizinischen Forschung und mit veralteten Medikamenten in ungenügender Dosierung zu behandeln. Der Heilpraktiker ist dann auf dem falschen Weg, wenn er sich auf die Behandlung vordergründiger Symptome beschränkt, aber Entgiftung, Verbesserung der Konstitution und die Vorbeugung drohender Erkrankungen außer acht lässt. Er weiß von der Homöopathie, dass jeder Mensch ein speziell ausgeprägtes Krankheitsbild aufweist, das sich nicht in ein Schema von Krankheitsnamen und Leitwerten einordnen lässt und differenzierend behandelt werden muss. Jeder Migränekranke hat seine spezielle Migräneform, jeder Gastritiker seine ganz persönliche Gastritis, die keiner anderen gleicht. Daher muss er im Gespräch mit dem Patienten möglichst viele Informationen bekommen. Doch sein wichtigstes Hilfsmittel ist die Irisdiagnose mit ihrer breitgefächerten Konstitutionslehre. Sie liefert ihm mit ihrer Deutung der Augenfarbe, Pupillenverformungen, Stromaanordnungen und Pigmentstörungen wichtige Hinweise auf die jedem Typ eigene Krankheitsdisposition. Sie läßt Organschwächen erkennen, Krankheitstendenzen, Überlastungen der Entgiftungsorgane, Insuffizienz des Herz-Kreislaufsystems, Psychosen. Sie sagt auch viel aus über die Müllhalde, die frühere Generationen bei uns abgeladen und über die Stärken, die sie uns vererbt haben. Das Irisbild ist Landkarte, Wegweiser und Entschlüssler des Geheimnisses "kranker Mensch". Es liefert dem Heilpraktiker einen sicheren Plan des aktuellen und künftigen Vorgehens, wenn es in Verbindung mit dem Patientengespräch die Krankheitszeichen in drei Dringlichkeitsstufen einteilt: akute Beschwerden, drohende künftige Erkrankungen, vererbte konstitutionelle Schwächen. Gibt sich der Patient mit der vordergründigen Beseitigung seiner quälendsten Krankheitssymptome zufrieden und bricht dann die Behandlung ab, bringt er sich selbst um die Chance einer gründlichen Heilung. Dem Behandler aber zerstört er ein ausgeklügeltes Konzept, dessen Realisierung zwar Zeit erfordert, aber zum Ziel einer Wiederherstellung der Unversehrtheit führt.
Die Patienten der Heilpraktiker
Welche Lücke schließt der Heilpraktiker im deutschen Gesundheitswesen? Dazu ist es nötig, sich seine Zielgruppe näher zu betrachten. Sie besteht in jedem Fall aus Patienten, die krankenversichert sind und daher selbstverständlich von der ärztlichen Grundversorgung bei einem Hausarzt und mehreren Fachärzten Gebrauch machen. Wenn sie außerdem noch einen Heilpraktiker aufsuchen, kann dies mehrere Gründe haben: 1, Sie bekommen durch die ärztliche Behandlung nicht die erwartete Linderung. 2, Sie misstrauen den Arzneien der chemischen Pharma-Industrie, weil sie schon unangenehme Nebenwirkungen verspürt haben oder nach dem Lesen des Begleitzettels befürchten. 3, Sie stammen aus Familien, die seit mehreren Generationen der Naturheilkunde aus guter Erfahrung vertrauen. 4, Sie fühlen sich für ihre Beschwerden vom Arzt nicht gebührend ernstgenommen. 5, Es kann auch sein, dass sie überhaupt keine Beziehung zu alternativen Heilmethoden besitzen, aber es nach der ärztlichen Diagnose einer schweren Erkrankung halbherzig mit einem Heilpraktiker versuchen. - In keinem Fall kann der Heilpraktiker überzogene Erwartungen erfüllen. An der Heilung wirkt der Kranke ebenso mit wie der Behandler. Wer sich nur bequem hinsetzt oder hinlegt und sagt."Nun mach mich mal gesund!" ist bei Arzt und Heilpraktiker fehl am Platz. Gut aufgehoben in einer biologischen Praxis ist der Gesundheitsbewusste. Ein starker Raucher kann nicht erwarten, dass er seine chronische Bronchitis, Gastritis oder seine Durchblutungsstörungen ohne Nikotinverzicht verliert, der Gallensteinkranke wird seine Koliken nicht los, wenn er nicht auf fettarm umstellt. Überwiegende Fleischernährung führt zu Rheuma und Gicht. Dass Alkoholismus die Leber, die Nieren und das Nervensystem schwer schädigen, ist schon bis ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen. Doch auch extremer Sport jeglicher Disziplin überstrapaziert und schädigt Gelenke und Wirbelsäule, vor allem die Bandscheiben. - Es ist ein großer Irrtum, zu glauben, der Heilpraktiker sei die bevorzugte Anlaufstätte für eingebildete Kranke, Psychopathen, hypersensible Damen und esoterische Spinner. Seine Klientel umfasst alle Alters- und Berufsgruppen und deren sämtliche Krankheiten. Denjenigen Kranken kann geholfen werden, die regelmäßig in die Sprechstunde kommen und in jahrzehntelanger Treue ihr Vertrauen zur Naturheilkunde und zum Behandler bekunden. Gefürchtet sind die Praxiswanderer, die rasch hintereinander mehrere Heilpraktiker konsultieren, sich ihre Ratschläge anhören, aber nicht bereit sind, sie zu befolgen. Geholfen werden kann denjenigen, die Vertrauen und Bereitschaft mitbringen, schädigende Gewohnheiten aufzugeben, ihre Arznei regelmäßig einzunehmen und ihren Heilpraktiker auch in gesunden Tagen aufzusuchen, um das gewonnene Wohlbefinden zu erhalten und Krankheitsrisiken vorzubeugen.
Das Profil der Ärzte
Der Arzt begleitet seine ihm anvertrauten Mimenschen vom Kreißsaal bis zum Sterbebett. Er ist Geburtshelfer und stellt dereinst den Totenschein aus. Ärzte beurteilen die Arbeitsunfähigkeit ihrer Patienten und ordnen die Überweisung in ein Krankenhaus an, wenn sie Spezialuntersuchungen oder eine Operation für nötig erachten. Ärzte schneiden gefährliche Wucherungen heraus oder bestrahlen sie, ersetzen verbrauchte Organe und Gelenke, bekämpfen ausufernde Infekte und stillen unerträgliche Schmerzen. Sie straffen welke Haut und saugen überflüssiges Körperfett ab. Bei Unfällen sind sie die sofortigen Nothelfer, sie retten Leben, das sich ohne ihre Hilfe verbluten würde. - Das komplizierte und kostenintensive System der allgemeinen Krankenversicherung bringt es mit sich, dass der Arzt für seine einzelnen Leistungen relativ dürftige Vergütungen von den Kassen bekommt. Bei einer einigermaßen aufwendigen Praxiseinrichtung und bei mehreren Hilfskräften kommt er kaum über die Runden, es sei denn, er kann sich bei einem großen Anteil von Privatversicherten schadlos halten. Das System zwingt ihn, möglichst viele Kassenpatienten anzunehmen, so dass der Anblick überfüllter Wartezimmer wohl für lange Zeit noch das Horrorbild der Hilfesuchenden bleiben wird. Die Folge ist, dass pro Patient nur kurze Zeit zur Verfügung steht, die nicht für eine ausführliche Befragung oder ein Gespräch ausreicht. Wahrscheinlich sind Äußerungen des Kranken auch überflüssig, denn der Arzt besitzt schon durch die Blutuntersuchung und seine sonstigen zur höchsten Perfektion entwickelten Diagnosemethoden so viele aussagekräftige Krankheitsdaten, dass ihm die Schilderung subjektiver Empfindungen nur kostbare Zeit raubt. Der therapeutische Ansatz ist ohnehin vorgegeben: Fallen irgendwelche Messwerte oder sonstigen Untersuchungsergebnisse aus dem Rahmen der "Normalität", muss der Kranke wieder in diese Normalität zurückgeführt werden. Dazu sind Medikamente nötig. Auch hier sind dem Arzt die Hände gebunden, er muss sich auf verschreibungspflichtige, preisgünstige Generika beschränken und er darf eine festgesetzte Summe pro Quartal nicht überschreiten, sonst zahlt er drauf. - Am schlimmsten wirkt sich dieser Mangel an Aufmerksamkeit und Zeit im klinischen Betrieb aus. Der Kranke wird zwar ständig von einem Heer von Weißmänteln umschwirrt, von Stationsärzten, Oberärzten, Ärzten im Praktikum, Medizinstudenten, Krankenschwestern, Lernschwestern, Pflegern, Physiotherapeuten, Masseuren und medizinischen Bademeistern, aber keiner hat Zeit für ihn. Er gewinnt den Eindruck, sie alle rennen den ganzen Tag herum, entledigen sich rasch ihrer Pflichten, sind aber ständig von der Angst geplagt, durch den Extrawunsch eines Kranken oder durch eine Frage in ihrer Hektik gestört zu werden. - Dennoch wird Heilung nur dort geschehen, wo sich in einem weißen Mantel eine Persönlichkeit verbirgt, die von Zuwendung und Heilungswillen erfüllt ist.
Die Heilpraktiker und die Ärzte
Als ich mich 1960 als Heilpraktiker in einer bayerischen Kleinstadt niederließ, galt ich für die dortigen Ärzte als ein weiterer Quacksalber, von denen es an diesem Ort schon zwei gab. Das Verhältnis zwischen Ärzten und Heilpraktikern war zu dieser Zeit sehr spannungsgeladen. Wir waren in ihren Augen ungebildete Kurpfuscher, die sich durch eine Kurzausbildung ein Privileg erschlichen hatten, das nur Akademikern zukam. Sie pochten auf ihre zwölf Semester Medizinstudium, das mörderisch schwere Staatsexamen, die schlechtbezahlten Praktika in den Kliniken, den kostspieligen Aufbau einer eigenen Praxis. Wie leicht hat es dagegen der Heilpraktiker! Er braucht bestenfalls zwei bis drei Jahre Ausbildung an einer verbandseigenen, privaten Fachschule, schlimmstenfalls kommt er von einer der vielen, inoffiziellen Wochenendschulen und hat mit deren Hilfe in einem einzigen Jahr seine amtsärztliche Zulassung geschafft. Es gab damals viele Ärzte, die sofort ausrasteten, wenn sie das Wort "Heilpraktiker" nur hörten. Es fiel ihnen dabei sofort eine Flut von Vorurteilen ein, vor allem sarkastische Abwertungen der Homöopathie und die Vorstellung von einem "Wurzelsepp" und "Kräuterapostel", der ausschließlich vegetarisch lebt und ständig Holzsandalen trägt. Oder der Heilpraktiker galt als Hellseher, der mit Lupe und Taschenlampe seinen Kranken in die Augen sieht und blitzschnell Ischias, Gallensteine, Magengeschwüre und Krebs diagnostiizert. - Das Verhältnis hat sich im Lauf der Zeit sichtlich zum Besseren gewandelt. Es kommt immer häufiger vor, dass Ärzte, die in ihrer Nähe einen tüchtigen Chiropraktiker, Reflexzonenbehandler oder Akupunkteur haben, manche Patienten hinter vorgehaltener Hand zu diesen Heilpraktikern schicken. Ärzte werden uns zwar nie auf Augenhöhe begegnen, das läßt der Akademikerstatus gar nicht zu, doch es ist mit gegenseitigem Respekt schon viel gewonnen.
Sonntag, 8. Januar 2012
Augendiagnose
Die Irisdiagnostik wurde am Ende des 19. Jahrhunderts von dem ungarischen Arzt Peczely begründet. Die zeitgenössische Ärzteschaft in Ungarn und Deutschland hat die Ergebnisse seiner Forschungen heftig bekämpft und als unwissenschaftlich abgetan. So ist es bis heute geblieben. Nur die deutschen Naturheilkundigen erkannten den Wert dieser Diagnoseform, setzten sie in die Praxis um und bauten sie immer mehr aus. - Im vorigen Jahrhundert gab es hierzulande zwei hochqualifizierte Heilpraktiker mit sehr großer Klientel, die sich sytematisch mit der Erforschung der ophthalmotropen Phänomene befassten: Josef Deck in Ettlingen und Josef Angerer in München, die auf dem reichen Erfahrungsschatz ihrer Vorgänger Felke und Schnabel aufbauen konnten. Deck war der Wissenschaftler, Angerer der Pragmatiker und Visionär. Deck beschränkte sich auf die Iris, Angerer bezog auch die Augenumgebung und die Anhangsgebilde des Auges in die diagnostische Auswertung mit ein. Deck bemühte sich immer, von dem erkrankten Organ außer dem Irisfoto auch ein Röntgenbild beizubringen, um seine Diagnose klinisch zu untermauern. Nur bei Deck findet sich die Unterteilung in drei Hauptkonstitutionen, die dann später von seinen Schülern in einleuchtender Weise zu Dispositionen und Diathesen erweitert und aufgefächert wurden. - Angerer setzte andere Schwerpunkte. Er veröffentlichte 1953 sein "Handbuch der Augendiagnostik", ein in Stil und Fülle des Stoffes äußerst schwieriges und anspruchsvolles Werk, eine unerschöpfliche Fundgrube für tausendfache diagnostische Hinweise aus winzigen Verfärbungen, Verformungen und Strukturveränderungen der Regenbogenhaut. Das Auge spiegelt für Angerer den ganzen Menschen mit all seinen Belastungen und Lastern, auch den Spuren einer gesunden oder entarteten Lebensweise der Vorfahren. Was Angerer neben den Stromaveränderungen und Verfärbungen der Iris bis in die kleinsten Einzelheiten beschrieb, ausdeutete und auswertete, sind die verschiedenartigen Entformungen der Pupille und ihre Hinweise auf körperliche Fehlstellungen bis hin zu Neurosen und Psychosen. - Angerers humanistische Bildung, sein profundes medizinisches Wissen und seine Philosophie, die Sättigung seiner Bücher, Vorträge und Fachartikel mit barocken Wortschöpfungen machten ihn als Autor und Lehrer schwerverständlich. Es war dann erst sein Schülerkreis unter Josef Karl, der Angerers ungeheures Lebenswerk mund- und lehrgerecht "übersetzte". Josef Karl kommt auch das große Verdienst zu, die beiden Sichtweisen der Irisdiagnostik, die Angerer- und Deckschule miteinander verschmolzen zu haben. Nun stellt sich heraus, dass diese zeitgemäße Augendiagnose ein großes, geschlossenes Ganzes, ein gutfundiertes, wohlproportioniertes und zukunftssicheres Lehrgebäude darstellt.
Freitag, 6. Januar 2012
Komplexhomöopathie
Die Komposition homöopathischer Komplexe ist eine hohe Kunst und erfordert viel Wissen und Erfahrung. Es darf kein beliebiges Zusammenschütten gleichwirkender Bestandteile sein, sondern muss den Grundsätzen der Naturheilkunde entsprechen. Jedes Mittel ist für die Behandlung einer bestimmten Krankheit gedacht, doch es orientiert sich am erkrankten Organ, an Nachbarorganen, die ebenfalls am Krankheitsgeschehen beteiligt oder sogar ursächlich dafür verantwortlich sind. Es muss die Konstitution des Kranken berücksichtigen, seine Anfälligkeiten und Organschwächen. Es darf vor allem nicht schaden, es darf den Körper nicht überwältigen und ihn in eine überschießende Reaktion zwingen. - Es gibt heute in der biologischen Medizin eine sehr große Anzahl hervorragender Komplexmittel, geordnet in Mittelreihen, von Praktikern erdacht, von Apothekern konkretisiert. - In früheren Jahrzehnten, in denen die Rechte unseres Berufsstandes noch nicht so stark eingeschränkt waren, bestand für jeden Heilpraktiker auch die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit einer Apotheke Spezialitäten eigener Rezeptur in größerem Umfang herzustellen und zu verordnen. Sie gaben damit ihren Patienten etwas ganz Eigenes und Unnachahmliches mit. Es waren Mischungen von Heilsubstanzen, zu denen der Praktiker eine besondere Beziehung, eine reiche Erfahrung und ein tiefes Vertrauen besaß. Er stand mit seiner ganzen Persönlichkeit hinter diesen Arzneien und gab sie mit dieser Kraft an seine Patienten weiter.
Hahnemann und die Naturheilkundigen
Der Heilpraktiker steht noch mehr als der Arzt unter Erfolgszwang. Er besitzt keine Kassenzulassung, seine Patienten sind mit Ausnahme der Privatversicherten Selbstzahler, die für ihr Geld rasche Heilung oder doch sichtliche Besserung wollen. Die Naturheilkundigen waren schon immer Leute, die sich auf die Erfahrungen vergangener Generationen stützten und möglichst viele eigene Erfahrungen sammelten. Sie hatten rasch erkannt, auf welch unerschöpfliche therapeutische Goldader der Arzt Hahnemann gestoßen war. Sie übernahmen seine umfangreiche Arzneimittellehre, jedoch nicht sein "Organon", das strenge Gesetzbuch der Einzelmittel-Homöopathie. Auch ließen sie die Finger von den Hoch- und Höchstpotenzen und scherten sich nicht um des Meisters schroffe Ablehnung der Ausleitungsverfahren wie Schröpfen, des Aderlasses und blasenziehender Pflaster. Sie haben im Gegenteil diese Verfahren verfeinert und subtil erweitert. - Während Hahnemann bei seinen arzneilichen Gaben immer mehr von Tief- und Mittelpotenzen abrückte, fanden die Heilpraktiker gerade in diesen Aufbereitungen die größte Heilkraft, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass man die Mittel mischt und zu krankheitsangepassten Arzneien komponiert.
Naturarznei
Naturarznei stammt aus dem Reich, dem auch der Leib des Menschen angehört, dem Mineral-, Pflanzen- und Tierreich. Sie ist als Heilkraft in diesen Bereichen verborgen, muss aber erst durch menschliches Wissen verfügbar gemacht werden. Ein Stück Gold, ein Bergkristall, Fingerhutblätter, Kamillenblüten, Baumharz, Bienen- und Schlangengift enthalten Heilpotenzen, sind aber in ihrer ursprünglichen, grobstofflichen Struktur nicht heilmächtig. Wahrscheinlich haben die Ärzte Paracelsus und Hahnemann die wichtigsten Grundlagen für die Herstellung von Naturarznei geschaffen. Paracelsus durch seine Spagyrik, die Vergärung von Pflanzensäften und das Aufschließen von Metallen in ihren Salzen, die Bestimmung der größten Wirksamkeit durch den Verdünnungsgrad und die Mischung der einzelnen Bestandteile zu einer krankheitsangepassten Arznei. Hahnemann prüfte mit seinen Schülern mehrere Hundert Substanzen unterschiedlichster Art von Küchengewürzen, herkömmlichen Medikamenten, Pflanzenextrakten bis hin zu metallischen, mineralischen, pflanzlichen und tierischen Giften. Er machte dabei die eigenartige Entdeckung, dass diese Substanzen in ihrer grobstofflichen Form Krankheitssymptome hervorrufen, die durch stark verdünnte Gaben dieser Stoffe geheilt werden können. - Wichtige Säulen der Naturarznei sind die Heilpflanzen. Seit sich der Mensch eines möglichen Absturzes aus der Gesundheit in die Krankheit bewusst ist, bedient er sich pflanzlicher Heilkräfte. Man neigt heute allgemein zu der Ansicht, dass der Urmensch zu diesen Erkenntnissen nicht durch ein langwieriges und gefährliches Erproben von Blättern, Blüten, Wurzeln und Samen der wildwachsenden Pflanzen ihrer Umgebung gelangt sind, sondern durch Hellsichtigkeit. Menschen der Frühzeit besaßen vermutlich ebenso wie Wildtiere noch die Gabe, Schädliches und Nützliches instinktiv-intuitiv zu erkennen, eine Anlage, die der homo sapiens der kopflastigen Ausbildung seines Intellektes geopfert hat.
Die Hersteller biologischer Heilmittel
Deutschland ist das Land der Homöopathie und der Naturheilkunde. Nirgends sonst gibt es so viele Pharma - Unternehmen, die sich ausschließlich auf phytotherapeutische, komplexhomöopathische, biochemische und spagyrische Arzneien spezialisieren. Diese Firmen produzierten ursprünglich nur für Heilpraktiker, die Mitglieder naturheilkundlich orientierter Gesundheitsvereine und für den freien Verkauf in Apotheken. Vor etwa 50 Jahren kamen dann noch in größerem Umfang die Ärzte für Naturheilverfahren als Abnehmer hinzu. Es gelang diesen Firmen sogar, auch Allgemein- und Fachärzte, die mit der Homöopathie nichts am Hut hatten, für einige ihrer Spezialitäten zu interessieren. Vor allem biologische Herz-, Leber-, Magen- und Rheumamittel wurden von den allopathischen Ärzten und ihren Patienten gern angenommen. Sie waren im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Medikamenten nebenwirkungsfrei und durften teilweise auch von den Pflicht - und Ersatzkassen erstattet werden. Durch ein modernes Sparprogramm im Gesundheitswesen wurde von unserem Staat dieser Vergünstigung wieder ein Riegel vorgeschoben.
Die Versicherungen, außer Privatkassen, erstatten heute nur mehr rezeptpflichtige Arzneien. Darunter fällt kein biologisches Heilmittel.
Die Versicherungen, außer Privatkassen, erstatten heute nur mehr rezeptpflichtige Arzneien. Darunter fällt kein biologisches Heilmittel.
Dienstag, 3. Januar 2012
Arzt und Heilpraktiker
Der größte Unterschied zwischen Schulmediziner und Naturheilkundigem liegt in der verordneten Arznei. Der Heilpraktiker entnimmt seine Arzneien aus dem Pflanzen-, Mineralien- und Tierreich und gewinnt aus Grobstofflichem feinstoffliche Heilkraft. Im Gegensatz dazu regiert in der offiziellen Heilkunde heute das synthetische Pharmakon. Die Pharmazie hat sich immer mehr von natürlichen Wirkstoffen aus pflanzlicher oder mineralischer Herkunft verabschiedet. Der erste Schritt war, aus Heilpflanzen den wirksamsten Bestandteil zu isolieren und hochdosiert als Medikament anzubieten. Der zweite Schritt war der chemische Nachbau dieses Wirkstoffs in der Retorte. In einem dritten Schritt lösten sich die Pharmazeuten völlig von den Vorgaben der Natur. Sie erschufen neue chemische Verbindungen, die sich im Tier- und Menschenversuch als krankheitsspezifisch erwiesen. - Eine weitere Möglichkeit für die Herstellung von Medikamenten ergab sich in dem Zeitpunkt, in dem es gelang, Hormone zu synthetisieren. Als absoluter Volltreffer erwies sich das Sekret der Nebennierenrinde. Das chemisch nachgebaute und je nach Bedarf modifizierte Cortison ist der Superstar der modernen Medizin. Der zweite große Glücksfall war die Entdeckung der bakteriziden Wirkung von Schimmelpilzen. Penicillin und die unüberschaubare Menge der Antibiotika sind heute aus der Bekämpfung bakterieller Infekte nicht mehr wegzudenken. - Die Allopathie, wie die offizielle Hochschulmedizin als Gegensatz zur Homöopathie gerne genannt wird, ist eine Erfolgsgeschichte. Der Arzt kann damit eine Reihe schwerer bis schwerster Erkrankungen, die bisher als unheilbar galten, in den Griff bekommen. Der ungebrochene Optimismus der Ärzte ist fest davon überzeugt, dass auch Krankheiten, bei denen es bis jetzt noch nicht so reibungslos klappt, in naher oder ferner Zukunft voll beherrschbar werden.
Die Methoden der Heilpraktiker
Der typische Heilpraktiker ist Augendiagnostiker, Phytotherapeut, Komplexhomöopath und Chiropraktiker. Die moderne Elektronik hat auch in die Heilpraxen Einzug gehalten. Wer es sich leisten kann, besitzt schon die Luxusausführung eines Irismikroskops mit angeschlossenem PC, Monitor und der Möglichkeit, Irisfotos farbtreu und in Großformat zu speichern. Die Technik hat hier tatsächlich die aussagekräftigste aller alternativen Diagnoseformen einen wichtigen Schritt weitergebracht. - Diese schematische Aufzählung der Methoden ist nur ein Gerüst und hat keinerlei Verbindlichkeit. Zur Irisdiagnose kann noch die Testung von Akupunkturpunkten hinzukommen, die Rückschlüsse auf Erkrankungen und die gezielte Auswahl wirksamer Medikamente zulässt. - Die herkömmliche Phytotherapie wird häufig durch den Einsatz von Bachblüten oder die "Hildegard-Medizin" ergänzt. - Der heutige Heilpraktiker mit guter Fachschulausbildung, die ihm die klassische Homöopathie nahegebracht hat, tendiert immer mehr zur Einzelhomöopathie. Da diese aber ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis, eine überdurchschnittliche Beobachtungsgabe und vor allem ein tägliches, fleißiges Memorieren der Arzneimittellehre voraussetzt, ist es fast besser, ein guter Komplexler als ein schlechter Einzelhomöopath zu werden. Schlechte Homöopathen sind diejenigen, die sich diese Königsdisziplin zu leicht machen und sich mit der mangelhaften Kenntnis von ein paar Hauptmitteln begnügen. Hier ist auch die Nutzung der Computer-Software ein miserables Hilfsmittel und ein billiger Ersatz für die Speicherung des Wissens im Gehirn.. Ein Behandler, der ständig Symptome in seinen PC eintippt, statt sich bei Fragen und Antworten voll auf seinen Patienten zu konzentrieren, gleicht mehr dem Angestellten eines Sozialamtes als einem ernstzunehmendem Therapeuten. Ebenfalls ersetzt es nicht ein einfühlsames Gespräch, wenn man den Kranken vor der Beratung mit dem Ausfüllen eines voluminösen Fragebogens quält. - Neben die Chiropraktik sind heute im Angebot der manuellen Behandlungsformen vielfach die Akupunktur, die Neuraltherapie und mehrere Formen von Reflexzonenmassagen getreten.
Das Berufsbild des Heilpraktikers
Den Heilpraktiker gibt es nur in Deutschland. Er ist ein Kind der sogenannten Kurierfreiheit, die im Deutschen Reich 1869 durch den Norddeutschen Bund eingeführt wurde. In diesem Zusammenhang ist von Bismarck ein weiser Spruch überliefert: "Wem Gott die Heilungsgabe in die Wiege gelegt hat, dem darf sie der Staat nicht verbieten." Kurierfreiheit bedeutet mit einigen Einschränkungen das Recht auf Ausübung der Heilkunde ohne Medizinstudium. Als die Nationalsozialisten dann sechzig Jahre später an die Macht kamen, war ihnen diese Freiheit suspekt. Bei ihrer Vorliebe für das Erlassen vollmundiger Gesetze pressten sie die kurierfreien Naturheilkundigen in ein Heilpraktikergesetz, das von vornherein sinnlos war, weil gleichzeitig die Fachschulen geschlossen wurden und damit der Berufsstand zum Aussterben verurteilt war. Nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft warteten die Heilpraktiker trotz der sonstigen raschen Beseitigung aller Nazispuren noch sieben Jahre lang auf die Wiedereröffnung ihrer Schulen.
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