Sonntag, 27. Mai 2012

Jungfrau

Die Jungfrau gehört wie Stier und Steinbock zu den Erdzeichen. Der Stier repräsentiert die Materie, der Steinbock die Beherrschung, die Jungfrau die Durchgeistigung der Materie. Regiert wird die Jungfrau von Merkur, dem Symbol der Kommunikation und Intelligenz. Die Kinder des Zeichens Jungfrau sind oft Haarspalter und Erbsenzähler, sie schwören auf Statistiken und wissenschaftliche Beweise und geben sich mit einer vordergründigen, völlig dem Diesseits zugewandten Weltordnung zufrieden. Ihr Glaubensbekenntnis könnte lauten: "Der Homo sapiens als Abkömmling der Primaten hat sich zu einem exzellenten Verstandestier emporentwickelt. Sein aufrechter Gang, sein voluminöses Gehirn und seine Sprechfähigkeit verpflichten ihn zwar zu einer deutlichen Abgrenzung von seinen animalischen Vorfahren, doch bleibt er lebenslang und auch im Sterben den Gesetzen der Tierwelt unterworfen. Seine Ethik muss eine Ethik des humanen Zusammenlebens, keine Verantwortung vor einer höheren überirdischen Macht sein." Die Zielrichtung des Jungfrautypen liegt daher in einem unaufhörlichen technischen Fortschritt, dem maximalen Ausbau der Welt, der Aneignung millimetergenauen Detailwissens und im reibungslosen Funktionieren des Staatsapparates. Da es für ihn außerhalb der sichtbaren Phänomene keine Transzendenz gibt, versucht er sich mit der Welt so gut wie möglich zu arrangieren. Er erforscht sie in allen Höhen und Tiefen, sorgt für Ordnung und saubere Umweltbedingungen, selbst im Genuss bleibt er nüchtern und diszipliniert. - Beim "astrologischen Menschen" untersteht ihm der Darm, vor allem der Dünndarm, der exkretorische Teil des Pankreas, die Absorption und Assimilation der Nahrung. - Die Jungfraugeborenen finden in der Schulmedizin ihr Ideal. Die exakte Nomenklatur der Anatomie, die einleuchtenden Definitionen der physiologischen Vorgänge und die ausgeklügelte Treffsicherheit der synthetischen Arzneikreationen entsprechen wohltuend der Präzision ihres Denkens. Wenn sie sich zu einem Heilpraktiker verirren, haben sie dabei ein schlechtes Gewissen und fühlen sich als Verräter ihres allopathischen Hausarztes. Als Patienten wollen sie alles ganz genau wissen, welcher Darmabschnitt entzündlich, divertikulös oder polypös befallen ist, wie und wo jeder Bestandteil der verordneten Arznei seine Wirkung entfaltet, ob die Medikamente besser fünf Minuten vor oder zehn Minuten nach der Mahlzeit und in welcher Reihenfolge einzunehmen sind. - In schroffem Gegensatz zur Jungfrau steht sein astrologischer Opponent, der Fisch. Fische lieben das Dämmerige, Unbestimmt - Mystische, das sich weitgehend der Ratio entzieht. Sie interessieren sich ausgerechnet für das sowohl paradiesisch strahlende, wie auch düster gefängnisartige oder zu ewiger Verdammnis verurteilte Land jenseits der Todesschwelle, das für die von der Endgültigkeit des Grabes überzeugten Jungfrauen immer ein überflüssiger schwarzer Fleck bleiben wird.

Sonntag, 20. Mai 2012

Löwe

Der Löwe untersteht wie Widder und Schütze dem Feuerelement. Der Widder ist der Feldmarschall, der Schütze der Großwesir, der Löwe aber der König. Sein Symbol ist die Sonne, der Mittelpunkt, das Licht, die Erleuchtung. Auch der Löwetyp steht im Mittelpunkt, immer von einem Hofstaat umgeben. Er ist der Mann / die Frau für die Chefetage, für das Präsidium. Er steuert von vornherein den Vorsitz an und baut systematisch seine Karriere auf. Dazu gehören vor allem Ellbogen, aber auch überzeugende Kompetenz, Organisationstalent und die Kunst der Menschenführung. Eigentlich bräuchten sich die Löwen gar nicht anzustrengen, die Macht fliegt ihnen von selbst zu. Wenn ein Vorstandsposten zu besetzen ist, ein Vereinsvorsitzender oder Abteilungsleiter gesucht wird, denkt man sofort an ihn. Er kann das, man traut ihm Führungsqualitäten, Durchhaltevermögen und zähe Verhandlungstaktik zu. Außerdem macht er / sie im Chefsessel eine gute Figur, ist selbstsicher, wortgewandt und verbindlich. - Selbstverständlich kommen aus allen Tierkreiszeichen Spitzenkräfte, doch unterscheiden sie sich in wesentlichen Punkten. Bei den Erdzeichen wird alles wie bisher weiterlaufen, dafür quellen die Luftzeichen über von Reformvorschlägen, die zwar undurchführbar sind, sich aber schön anhören. Die wässerigen Charaktere scheuen in ihrer Schüchternheit den Präsentierteller, sie bleiben lieber im zweiten Glied. Drängt man ihnen einen Vorsitz auf, erfüllen sie gewissenhaft und zuverlässig die Erwartungen, leiden aber bei jedem Auftritt unter unstillbarem Lampenfieber. Nur die Feuertypen haben den Dreh heraus. Sie brauchen keine Anlaufzeit, um Erfahrungen zu sammeln, sie steuern ihr Ziel an und haben dafür ein fertiges Programm, dulden dann aber weder Kritik noch Zweifel an ihren markanten Vorgaben. Der Löwe bewegt sich immer auf dem schmalen Grat zwischen Selbstsicherheit und Prahlerei, zwischen Qualitätsbewusstsein und Prunksucht, zwischen natürlicher Autorität und Dominanzgehabe. - Beim "astrologischen Menschen" ist der Löwe für das Herz, die Milz, die Augen und die Lendenwirbelsäule zuständig. Er kommt mit hypertonen Herz-Kreislaufstörungen, mit Lumbago und manchmal auch mit anämischem Blutbild in die Praxis. Er schont sich auf keinem Gebiet und überzieht gern seine körperlichen Reserven. Er wird selten beim Heilpraktiker aufkreuzen, es sei denn, der Heilpraktiker ist eine vielgerühmte Koryphäe. Sonst ist der Löwe mehr in den Privatpraxen von Chefärzten anzutreffen, die einen Soforttermin mit ihm vereinbaren und ihm das Gefühl vermitteln, er sei ihr einziger wichtiger Patient. Hat er sich aber einmal für die Naturheilkunde begeistert, bleibt er ihr treu, denn nirgends sonst bekommt er ein derart für ihn maßgeschneidertes Rezept und die Harmonisierung seiner überschäumenden Lebensweise. - Den größtmöglichen Gegensatz zum Löwen bildet der Wassermann, der engelzarte Wohltäter, der selbstlose Freund aller leidenden Kreatur. Wenn er die Umwelt retten will, geht er es geduldig und gelassen an, mobilisiert seinen großen Freundeskreis, bekämpft seine Minderwertigkeitsgefühle und setzt auf Ehrlichkeit und geistige Durchschaubarkeit. Er strebt nicht nach Macht, sondern nach Weisheit und Frieden. Im Gegensatz dazu würde sich der Löwe nicht durch Emotionen beeinflussen lassen. Wenn er tatsächlich seine Aufgabe in der Rettung der Welt sieht, geht er ohne langes Fackeln an das Problem heran. Er sucht sich tüchtige Fachleute als Mitarbeiter und baut damit eine breitgefächerte Organisation auf. Hat er sein Ziel erreicht, erlässt er vor allem Gesetze, die seine eigene Machtposition für unbegrenzte Zeit sichern.

Sonntag, 13. Mai 2012

Krebs

Der Krebs untersteht wie Skorpion und Fische dem Wasserelement. Er ist der Quelle zu vergleichen, der Skorpion einem Eiskristall, die Fische dem Nebel. Sein Regent ist der Mond, das Symbol des Wechselhaften, des Zunehmens, Abnehmens, der Fülle und der Leere. Der Krebs ist der blauäugige, mollige Romantiker. Sein Garten ist seine Welt, die Ordnung der Beete, die sinnvolle Aufteilung in Nutz- und Zierpflanzen, die Freude am Blühen und Gedeihen. Was ihn aber aus dem Konzept bringt, sind Zeiten der Dürre, hartnäckiges Ungeziefer, Hagel, der seine Rosen zerfetzt und Dauerregen, der ihm die Tomaten verfault. Er ist mehr als jedes andere Zeichen ein Stimmungsmensch, normalerweise gutgelaunt, gesprächig, an Kunst, Politik und Finanzwesen interessiert. Doch ein kleiner Schicksalsdämpfer genügt schon, dass er sich in sein Inneres verkriecht, alle Kontakte vernachlässigt und lustlos-mechanisch seine Pflichten erfüllt. Gutes Zureden verschlimmert die Situation, nur die Zeit heilt die Wunden, auf jede Ebbe folgt eine Flut, auf jede Depression eine Periode der Euphorie. Der Krebs ist selbstbewusst, er drängt sich zwar nicht nach Ruhm und Ehren, doch will er für seinen Fleiß und seine Tüchtigkeit Anerkennung. Er leidet unter Missachtung und verliert dadurch jede Motivation für ein soziales Engagement. Bei aller Vorliebe an Reisen ist ihm ein zuverlässiges Refugium lebensnotwendig. Das kann die Wohnung oder das eigene Haus, die Familie mit Kindern und Haustieren, ein Freundeskreis oder ein kunstsinniger Verein sein, jedenfalls ein Rückzugsort der Geborgenheit. - Dem Lymphatiker Krebs unterstehen Magen, Zwerchfell, die Brustmuskeln, bei Frauen Ovarien und Uterus, bei Männern die Testes, er ist erkältungsanfällig und neigt zu Ödemen. Sein empfindlichstes Organ Magen tendiert zu Entzündungen und Säurestörungen. Meist ist die Umwelt an seinem Magengeschwür schuld, wenn sie ihm einen Rhythmus und eine Lebensweise aufzwingt, die seiner eigenen Wesensart widersprechen. Gerade für ihn ist die langfristige Bindung an einen Heilpraktiker / an eine Heilpraktikerin sehr wichtig. Vor allem die Krebsfrau braucht in kranken und auch in relativ gesunden Tagen die Möglichkeit, sich mitteilen zu können und verstanden zu werden. Sie ist in der Weltschmerz-Phase keine leichte Patientin, wenn sie sich von ihrer mürrischen, launischen und fatalistischen Seite zeigt, doch gerade hier benötigt sie einen ausgleichenden und Heil praktizierenden Ansprechpartner, den sie im familiären Umfeld und auch bei einer ausschließlichen Psychotherapie nicht findet. - Zum Krebs in Opposition steht der Steinbock, diszipliniert, ordnungsliebend, der Mensch klarer Entschlüsse und ihrer beharrlichen Durchführung. Er konzentriert sich auf das Wesentliche und hat wenig Sinn für das Spielerisch-Künstlerische. Eine Ehe zwischen einer Krebsfrau und einem Steinbockmann kann ganz gut funktionieren, umgekehrt wird es problematisch.

Sonntag, 6. Mai 2012

Zwillinge

Die Zwillinge gehören wie Waage und Wassermann zu den Luftzeichen. Die Waage verbindet das Ego mit der Umwelt, der Wassermann bewahrt ein kollektives Gedächtnis, aus dem plötzliche Erleuchtungen strömen, die Zwillinge schaffen lockere Kontakte des Austauschs. Merkur ist der herrschende Planet, der Patron der Vermittlung, Bewegung, Intelligenz, des Handels und der Literatur.- Der Zwilling kann gleichzeitig viele Eindrücke aufnehmen, beachtet aber kaum Einzelheiten und vertieft daher selten diese Eindrücke. Er ist aufs Praktische angelegt und passt sich seiner Umgebung an, trifft spontane Entscheidungen, stößt sie aber ebenso schnell wieder um. Als Bewegungs-Empfindungstyp reist er gern und plaudert über seine Erlebnisse amüsant. Er ist lernbegierig und kann seine Erkenntnisse überzeugend den Zuhörern übermitteln. Ein typischer Journalist ist ein typischer Zwilling, vielseitig interessiert, scharfzüngig, von Zeitdruck gehetzt, oberflächlich und bei Bedarf indiskret. Sein Frohsinn schafft ihm überall Kontakte, die aber seine unstete Art nie lange aufrecht erhält. Dem Spielerischen seiner Natur stehen innere Unruhe, Selbstzweifel gegenüber und vor allem die Furcht vor Langeweile durch stereotype Arbeit und das Eingesperrtsein in Konventionen. - Dem Zwilling zugeordnet sind Luftröhre, Bronchien, Lunge, Schultern, Arme und Hände. Hier liegen die Dispositionen seiner bevorzugten Krankheiten, zu deren Behandlung die Naturheilkunde mit einer Fülle gezielt wirkender Mittel gut gerüstet ist. Vor allem ist für ihn das richtige, tiefe und unverkrampfte Atmen wichtig. Je lockerer ihm diese Therapie gelehrt wird, ohne den Zwang zu einer komplizierten Technik, desto eher wird er sich diese Atemkultur aneignen und als Bestandteil seines Alltags integrieren. Der Zwillingspatient nervt häufig den termingebundenen Heilpraktiker durch seine notorische Unpünktlichkeit. Auch ist er ein "Praxiswanderer", er liebt den immer wieder aufregenden Kick, verschiedene Diagnose- und Therapieformen am eigenen Leib zu erproben. An der Heilung ist er nur zweitrangig interessiert, er nimmt zwar halbherzig die verordneten Medikamente ein, wendet sich dann aber lieber einem neuen Therapeuten zu, von dem er sich nun endlich die bahnbrechende Offenbarung seiner einmaligen Krankheit erhofft. Der Opponent des Zwillings ist der Schütze, der Typ mit den guten Manieren, der Lebenskünstler und Moralist, der immer nach dem Sinn des Lebens sucht, dem er mit gutem Gewissen seine Arbeitskraft widmen kann. Diesen tiefgründigen Erwägungen entflieht der Zwilling leichtfüßig und hält sich lieber an die greifbaren irdischen Freuden.